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Maren Recken:„Meine Seele spricht italienisch“

Die freie Journalistin Maren Recken kennt Italien und die Italiener so gut, dass sie sich mit der Halbinsel seelisch stark verbunden fühlt.

Es ist eine alte, tiefe Liebe, die Maren Recken mit Italien verbindet. Das erste Mal war sie auf der Halbinsel irgendwann zwischen 1968 und 1969. Damals war die Journalistin aus Baden Württemberg mit ihren Eltern in Milano Marittima im Urlaub. Schon als „drei- oder vierjähriger Steppke“ hatte sie wohl ihre ersten italienischen Sätze gelernt, wie ihre Mutter erzählt hat: „un gelato, per favore“ und „la chiave della cabina, per favore“. „Ich glaube, alleine ein Eis bestellen zu können, war wichtiger als nach dem Schlüssel für die Umkleidekabine zu fragen,“ erzählt Recken lächelnd. Italiener findet sie kontaktfreudig und manchmal auch schon etwas stereotyp ihrem Landesteil verhaftet. „Ich muss immer schmunzeln, wenn die norditalienischen Freunde mich damit aufziehen, dass ich wieder zu den terroni fahre, während die süditalienischen Freunde lästern, was ich denn bei den polentoni mache,“ sagt sie belustigt.  

Bella Italia: ein vielfältiges Land

An Italien fasziniert sie die Vielseitigkeit und zwar in allen Belangen, auf der kulinarischen Seite begonnen. Sie findet, dass es kaum eine Küche gibt, die so abwechslungsreich wie die italienische ist. Sie nennt nur ein paar Stichworte: „bistecca fiorentina“ für Fleischliebhaber, den gegrillten Schwertfisch in Sizilien und Kalabrien für Fischfreunde oder die zahlreichen Pasta-Variationen, die auch regional geschmacklich abwechslungsreich sind. Und natürlich den aperitivo oder den caffè in der Bar. Dabei betont sie: „Beide sind ja schon deutlich mehr, als nur Getränke. Mich fasziniert am Barbesuch immer wieder auch der kommunikative Aspekt. Als ich einen Monat in Florenz bei der Tageszeitung „La Nazione“ mitgearbeitet habe, wäre ich nie auf die Idee gekommen, meinen caffè morgens alleine zu Hause zu trinken,“ erzählt Recken. Sie könnte noch ewig fortfahren, z.B. findet sie auch interessant, dass in Norditalien das größte europäische Reisanbaugebiet liegt – und damit sind die Kulturgüter noch nicht einmal erwähnt.

Die Faszination der Ewigen Stadt

Recken wählt konsequent ein Wort, das Italien für sie am besten beschreibt: varietà, d.h. Vielfalt in allen Bereichen. Landschaftlich gefällt ihr die Vielseitigkeit der verschiedenen Gebiete. „Ich fahre nach Italien und kann ans Meer, an einen See oder in die Berge. In Catania auf Sizilien zum Beispiel geht das sogar an einem einzigen Tag. Morgens am Strand baden, mittags auf dem Ätna im Schnee und um die Krater des letzten Vulkanausbruchs laufen.“ Eine italienische Lieblingsregion hat Maren Recken aber nicht, denn für sie hat jede Region ihren Reiz. Bei den Lieblingsorten wird es komplizierter, denn sie entdeckt immer wieder neue. Eine Stadt, in die sie jedes Jahr auf jeden Fall einmal fährt, ist Rom. „Ich mag, dass Rom eine laute und lebendige Stadt ist (leider auch ziemlich dreckig), ich sitze dort gerne vor eine Bar, trinke meinen Espresso und höre in den brodelnden Lärm. Gleichzeitig fasziniert mich, dass ich mir immer wieder verschiedene Aspekte setze, unter denen ich Rom während eines Besuchs entdecken möchte,“ sagt sie. So hat sie schon einen ganzen Tag in den Vatikanischen Museen verbracht, ist auf der Appia Antica und in den angrenzenden Parks mit dem Rad unterwegs gewesen oder hat mit einer speziellen App die Street Art in Rom erkundet – und dabei auch ein interessantes Sozialprojekt kennengelernt. Bei ihren letzten Besuch hat sie den Cimitero Acattolico entdeckt. Nächstes Mal möchte sie aber den Wein der DOC Roma erkunden.

Fahrradfahren auf der Halbinsel

Eine der größten Leidenschaften der Journalistin ist das Fahrradfahren. In Italien hat man sogar die Qual der Wahl beim Radeln: Mag man es lieber flach oder bergig, lieber mit dem Rennrad auf der Straße oder mit dem Crosser oder Mountainbike auf Radwegen? Im letzten Oktober durfte sie im Team der ENIT beim „Giro-E“ mitfahren, auf den Strecken des Giro d’Italia mit einem E-Rennrad. Obwohl sie E-Bikes immer sehr skeptisch bewertet hatte, hat sie diese Erfahrung begeistert. Von diesem Streckenverlauf durch alle Regionen Italiens kann man sich auch inspirieren lassen. Und mit einer E-Unterstützung sind auch die Passstraßen kein Problem. Fahrradfahrern gibt sie einen Tipp: „Eine schöne Runde, die fast komplett auf Radwegen verläuft, ist um den Lago Trasimeno in Umbrien.“

Ob sie Italien zurzeit vermisst? „Ich war in diesem Jahr noch gar nicht in Italien, im letzten Jahr nur zweimal. Das ist absolut untypisch, normalerweise bin ich beruflich und privat ganz oft dort. Ich sage immer, dass meine Seele italienisch spricht.“

Die Partnerschaft zwischen Mühlacker und Bassano del Grappa. Als Maren Recken nach Mühlacker zog und ihre älteste Tochter noch in die Grundschule ging, kam sie zufällig mit der Städtepartnerschaft (sie besteht nun schon seit über 40 Jahren) zwischen Mühlacker und Bassano del Grappa in Berührung. Denn über die Schulkinder wurden Übernachtungsmöglichkeiten für Bassanesen gesucht. Seitdem hat sie die Städtepartnerschaft nicht mehr losgelassen. Seit einigen Jahren ist Recken Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Mühlacker. Die Städtepartnerschaft lebt neben den offiziellen Begegnungen und Austauschprogrammen auf offizieller Ebene vor allem von den persönlichen Kontakten. Da sind im Laufe der Jahre viele Freundschaften entstanden. „Ich finde es einen tolle Form um ein anderes Land und eine andere Kultur durch Erleben kennenzulernen,“ sagt die Journalistin. „Deutschland und Italien unterscheiden sich nicht nur wegen der Sprache, sondern auch durch viele kleinen Gewohnheiten, Angewohnheiten und Denkweisen. Die lernt man am besten kennen, wenn man viel Zeit miteinander verbringt. Daher bin ich auch immer dafür bei gegenseitigen Besuchen in Familien zu übernachten, statt ins Hotel zu gehen,“ fügt Recken hinzu. Beim Erzählen schmunzelt sie und denkt an die Ponte degli Alpini bei Nardini in Bassano, ein Treffpunkt auf einen Aperitif. Natürlich geht sie auch immer hin, denn es ist einfach schön, wenn man dort zufällig und ohne Verabredung immer irgendjemanden trifft, den man kennt.

Informationen: Maren Recken gehört auch zu den sonoitalia-Autoren  

Interview: Nicoletta De Rossi – Bild: privat

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