Lipari – die Lebendige
Es ist kaum zu glauben, aber die Insel Lipari war einst eine Strafkolonie, wohin zur Zeit des Faschismus Regimegegner verbannt wurden. Nicht alle erlebten ihr Exil jedoch als echte Strafe. Heute verfallen Besucherinnen und Besucher freiwillig der Nissomanie, der Inselsucht. Auf der größten Insel des Archipels wird einem nie langweilig. Die charmante Inselhauptstadt ist seit 7.500 Jahren Schauplatz großer Geschichte. Diese wird im einzigartigen Archäologischen Museum lebendig. Lipari bietet zudem eine große Vielfalt, die sich am besten zu Fuß entdecken lässt. Es gibt eine große Auswahl an Wandermöglichkeiten: Ein Klassiker ist die Umrundung des Monte Guardia, von wo aus man vielleicht die schönsten Ausblicke hat.
Tipp: Seit Jahren engagierte sich die Associazione Nesos für den nachhaltigen Tourismus auf den Inseln und ist in Punkto Wanderungen die erste Anlaufadresse.
Vulcano – die Heiße
Ein Name, ein Versprechen. Die Insel Vulcano empfängt ihre Besucherinnen und Besucher mit Schwefelgeruch und Ginsterduft. Ihr Markenzeichen ist der 391 Meter hohe Gran Cratere – ein dampfender Bilderbuchvulkan und einer der schönsten Aussichtsberge des Archipels. Schwarze Sandstrände, warme Meeressprudel und Schwefelfango unter freiem Himmel machen Vulcano zu einer Wellness-Oase in freier Natur. Engagierte Winzerinnen und Winzer entlocken der fruchtbaren Insel neue Noten. Hier betreibt Fabrizio Lo Piccolo die einzige Käserei des Archipels: Besonders schmackhaft ist sein Bio-Ziegenkäse.
Salina – die Ehrliche
Zwei von üppiger Vegetation bedeckte Vulkankegel verleihen Salina ihr unverwechselbares Profil. Nicht umsonst trug die Insel in der Antike den Namen Dydime – Zwillinge. Die vielleicht aussichtsreichste Tour führt von Leni am Westhang des Monte dei Porri bis oberhalb des Pollara-Kraters. Sie bietet nicht nur ein großartiges Landschaftserlebnis, sondern ermöglicht auch einen Einblick in die Vielfalt der Inselvegetation. Der Film „Il Postino” von Michael Radford machte die Insel weltberühmt – davon lässt man sich hier jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Gäste sind zwar herzlich willkommen, Massentourismus und Bettenburgen sind hier jedoch Fremdwörter. Die Insel trägt mit Stolz den Titel „Isola Slow“. Wer aktive Entspannung auf anspruchsvollen Wanderungen sucht, zwischendurch gerne ins Meer eintaucht und den berühmten Malvasia delle Lipari D.O.C. an der Quelle kosten möchte, ist hier genau richtig. Die besten Kapern mit Slow-Food-Prädikat kommen von Salina.
Filicudi – die Zeitlose
Filicudi, die vor 600.000 Jahren als erste der Äolischen Inseln aus dem Meer aufstieg, liegt auf halber Strecke zwischen Salina und Alicudi – eine Beschreibung, die auch ihren radikal-schicken Charakter treffend umreißt. Ein dichtes Netz alter Wirtschaftswege lädt zu Erkundungen ein, und die Ruinen des bronzezeitlichen Dorfes am Capo Graziano üben nicht nur auf Archäologen eine große Faszination aus. Die auch landschaftlich sehr sehenswerten Ausgrabungen lassen sich auf einer einfachen Wanderung erreichen. Wer möchte, kann die Tour mit einer kleinen Kletterpartie bis auf den Gipfel der Montagnola fortsetzen.
Tipp: Monica Blasi tritt seit Jahren für den Schutz von Walen, Delfinen und Meeresschildkröten ein, sucht dabei die Kooperation lokaler Fischerinnen und Fischer, bietet geführte Schnorchelgänge an und gewährt Einblicke in ihre Arbeit mit der Filicudi Wildlife Conservation.
Alicudi – die Archaische
Still und abgeschieden, mit kaum mehr als hundert Einwohnern, aussichtsreichen Treppenwegen statt Straßen und Maultieren statt Autos: Ein Paradies für alle, die sich gerne zu Fuß bewegen! Die wunderschöne, wilde Westküste ist nur mit dem Boot erreichbar. Auf dieser Insel ist Erholung garantiert.
Panarea – die Verführerische
Die kleinste der „sieben Schwestern“ ist ihrerseits umgeben von einem Archipel in Miniatur und ist die verführerischste unter den Äolischen Inseln. Im Hochsommer elitäres Refugium der italienischen Schickeria und Ankerplatz für Millionärsjachten, ist Panarea vor allem ein Naturjuwel. Die Punta Milazzese entführt mit ihren Ausgrabungen in die Bronzezeit; zurück in der Gegenwart, lockt die Cala Junco zu einem Sprung ins türkisfarbene Meer. Eine der mit Abstand reizvollsten und aussichtsreichsten Touren des Archipels ist die Überschreitung des Inselgipfels Punta del Corvo, trotz der nur 412 Meter Höhe eine anspruchsvolle Wanderung.
Tipp: Die Farben Panareas bringen auch die handgewebten Stoffe von Barbara Calabresi zum Leuchten. Sie verwendet die Blätter und Wurzeln wild gesammelter Inselpflanzen zum Färben und schöpft dabei aus dem Wissen alter Frauen.
Stromboli – die Feurige
Seit der Antike dient er zur Orientierung im Meer. Die schwarze Insel ist nicht nur wegen der nächtlichen Feuerspektakel attraktiv, sondern auch wegen der langen Lavasandstrände, der schönen Wanderwege und der entspannten Atmosphäre. Eine Welt für sich ist das Inseldorf Ginostra mit dem einst kleinsten Hafen der Welt. Hier engagiert sich der lokale Journalist Gianluca Giuffrè für eine naturverbundene Politik.
Informationen: Der Aufstieg in Richtung der aktiven Krater ist gesetzlich geregelt und unterliegt ständig angepassten Sicherheitsvorschriften. In der Regel ist der Aufstieg bis zu einer Höhe von 100 Meter sowohl von der Seite Ginostra als auch aus dem Ort Stromboli bis auf Höhe des ehemaligen Marineobservatoriums frei, zeitweise bis auf eine Höhe von 290 Meter. In all diesen Fällen genießt man einen traumhaften Blick auf die Sciara del Fuoco und die aktiven Krater. Ein weiterer gebührenpflichtiger Aufstieg über 400 Meter Höhe ist nur in Begleitung autorisierter Vulkanführer möglich (30 euro p.P. – Zahlung vor Ort). Die Crew des Segelboots Florette schätzt seit Jahren die Professionalität von Magmatrek.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Liparischen Inseln: Mit dem Segelboot Florette zu den Äolischen Inseln
Text und Bilder: Peter Amann