Lipari: Auf dem Tisch eine Granita al caffè mit Sahne im kleinen Glas, im Hintergrund das dunkle Blau des Meeres und das helle Blau des Himmels, davor die Hafenmolen an der Marina Corta im alten Herzen der Stadt: Mit diesem Bild vor den Augen beginnt der normale Alltag vieler Inselbewohner auf der Hauptinsel des Archipels. Wir verlieren keine Zeit und passen uns gleich den heimischen Sitten und Bräuchen an: Die Granita ist so köstlich, dass wir noch eine zweite mit Mandel-Geschmack bestellen.
Von der Bar aus genießen wir den schönen Blick auf den kleinen Hafen und auf die Kirche der Madonna della Neve. Die Kirche aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist ein Anziehungspunkt für alle, die hierher kommen. Innen bewundert jeder, Alt und Jung, die bezaubernde, permanente Krippe (il Presepe del Mare), die mit Figuren von Seeleuten und alltäglichen Objekten des Lebens am Meer geschmückt ist. Draußen ist es so hell, dass man geblendet wird.
Über der Via Garibaldi erreicht man den Corso Vittorio Emanuele, die lange Flaniermeile der kleinen Stadt. Hier reiht sich Geschäft an Geschäft. Überall werden die Schätze der Insel vulkanischen Ursprungs verkauft: der schwarze Vulkanglas Obsidian und der schneeweiße Bimsstein. Nach der Mittagspause herrscht hier bis 17 Uhr „Siesta“: Im Hochsommer ist die Straße fast menschenleer gefegt, nur ein paar unermüdliche Touristen sind unterwegs. Aber in den hochsommerlichen Abenden wird es auf dieser zentralen Achse so lebendig und voll, dass man kaum noch spazieren gehen kann. Nach dem Aperitif lassen wir uns im traditionsreichen Restaurant „Filippino“ von einem köstlichen Menü verwöhnen, das wegen der vielen, erlesenen Fischgerichte in Erinnerung bleiben wird. Während der Mahlzeit schmieden wir die Pläne für den nächsten Tag: Eine Inselrundfahrt ist schon notwendig, um sich einen Überblick über die größte der sieben Liparischen Inseln zu verschaffen. Zu Fuß gehen wir ins Hotel zurück: Der Abend ist sehr warm, und der Himmel mit tausenden Sternen überbesät.
Türkisblaues Meer und weiße Klippen
Wir beginnen den neuen Tag ruhig und langsam. Das Wetter ist auch heute herrlich. Von der Hotelterrasse aus, wo wir gerade frühstücken, genießen wir den Blick auf den Burgberg und die Kathedrale in der Altstadt, wo wir morgen hingehen werden! Mit unseren Freunden sind wir beim Autoverleih an der Marina Lunga, neben dem Hafen, verabredet. Wir fahren Richtung Norden, vorbei an dem lang gezogenen Sand- und Kiesstrand von Canneto, dem beliebtesten Badestrand Liparis. Sollten wir nicht gleich besser jetzt schon ins Wasser springen? Wir fahren aber weiter und werden mit den wunderschönen Farben des Meeres auf der Panorama-Straße vor der Ortschaft Porticello belohnt: Ein ehemaliges Bimssteinbergwerk sorgt hier für weiße Felswänden über und unter Wasser und somit für atemberaubende Farbkontraste. Zurück in der Stadt fahren wir von Marina Corta aus Richtung Osservatorio Geofisico in der Contrada Falcone. Die Straße schlängelt sich nach oben. Von dem Panoramapunkt aus hat man eine grandiose Aussicht auf das offene Meer und die Nachbarinsel Vulcano!
Nach dem obligatorischen Spaziergang auf dem Corso Vittorio Emanuele stärken wir uns mit viel frischem Fisch und Gemüse, darunter auch die ganz kleinen, feinen roten Garnelen aus Lipari, die einem sofort auf der Zunge zergehen. Wie eine Festung thront der Burgberg über die Stadt: Hier befinden sich auch die Kathedrale und das Archäologisches Museum.
Hinter dem Museum genießt man von einem Belvedere aus einen spektakulären Blick auf das offene Meer und Marina Corta, aber auch vom antiken Theater aus ist das Panorama überwältigend. Auf diesem Hügel ist fast 6000 Jahre Geschichte konzentriert! Als Kontrastprogramm fährt gerade eine Fähre in den neuen Hafen von Marina Lunga ein. Der Kathedrale gegenüber steigen wir die steilen Treppen der Via Del Concordato hinunter und gelangen in die Via Garibaldi – von hier aus erreicht man die Marina Corta in ein paar Minuten zu Fuß.
Von Deutschland nach Lipari
Bei einem leckeren Panino und einem duftenden Glas Wein unterhalten wir uns mit Ute Krohmer, la Tedesca (der Deutschen) – wie die gebürtige Baden-Württembergerin hier genannt wird, obwohl sie bereits seit über 35 Jahren auf Lipari lebt. Damals verliebte sie sich in die Insel und in den schönen Fischer Pino, den sie heiratete. Als Ute nach Lipari kam, lebten etwa 30 Prozent der Bevölkerung von der Fischerei; heute sind es noch knapp 5 Prozent. Über Lipari und den Archipel ist sie bestens informiert!
Informationen:
An/Einreise: Am sizilianischen Flughafen Fontanarossa in Catania kann man ein Shuttle nach Milazzo nehmen, bzw. direkt mit den Tickets für die Fähre bei der Schifffahrtgesellschaft Tarnav buchen. Von Milazzo aus verkehren Schnellboote und Fähren mehrmals am Tag nach Lipari.
www.aeroporto.catania.it
www.tarnav.it und www.eolianshuttle.tarnav.it
Unterkunft/Essen & Trinken
Hotel Tritone
Das 4-Sterne-Hotel verfügt über schön eingerichtete und bequeme Zimmer. Auf der großen Hotelterrasse mit wunderschönem Blick auf die Altstadt genießt man das Frühstück und den Aperitif. Relaxen kann man im Swimmingpool mit Whirlpool-Zone. Ausgezeichnete Küche im eigenen Restaurant mit Fisch-Spezialitäten. www.tritonelipari.it/de/
Hotel A‘ Pinnata
Eine bezaubernde Aussicht hat man von der Hotelterrasse aus auf den Hafen Liparis. Die komfortablen Zimmer sind mit allem Komfort ausgestattet und im typischen Inselstil eingerichtet. www.pinnata.it
Hotel Residence Mendolita
Das Hotel Residence besteht aus 18 kleinen Villen in der typischen Inselarchitektur, die sich nur 100 Meter weit entfernt vom Zentrum befinden. Ein- oder Zweizimmerwohnungen mit Terrasse, Patio und Balkon umgeben von vielen schönen Pflanzen stehen den Gästen zur Verfügung.
www.mendolita.it
Restaurant „Filippino“
Vorzügliche Fischgerichte für jeden Geschmack speist man in dem traditionsreichen, über 100 Jahre alten Restaurant. Signor Antonio Bernardi bietet immer nur ganz frischen Fisch vom Tagesfang an. Die kleinen roten Garnelen aus Lipari sind als Antipasto ein echtes Erlebnis. www.filippino.it
Gilberto & Vera
Die besten Panini der Insel isst man bei Gilberto – und dazu einen duftenden sizilianischen Wein. www.gilbertoevera.it
Äolische oder Liparische Inseln?
Die Italiener verwenden beide Bezeichnungen: Isole Eolie oder Lipari, aber die meisten sagen Eolie.
Text: Nicoletta De Rossi • Bilder: Harald G. Koch