Der Radweg „Greenway del Sile“ erstreckt sich von Treviso bis Jesolo, wo der Fluss Sile in die Adria mündet. Wir haben uns für die Tour Gravelbikes ausgeliehen und lassen uns von Riccardo Trevisi, Tourguide des Radverleihs Treviso.Bike begleiten.
Er lässt uns immer wieder anhalten und erklärt uns die Besonderheiten am Radweg. Kurz nach Treviso treffen wir auf den Bootsfriedhof Cimitero dei Burci, an einem der malerischsten Abschnitte auf dem Radweg. „Über den Sile haben die Venezianer einen regen Handel betrieben. Mit den sogenannten Burci, flachen Transportkähnen, brachten sie Waren nach Venedig und Schmutzwäsche zurück. Damals wuschen die Frauen am Flussufer die schmutzige Wäsche aus Venedig“, erzählt uns Riccardo, während wir unsere Räder auf Holzstege über die Bootswracks unter uns schieben. Als die Burci, die noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts verwendet wurden, ausgedient hatten, bekamen sie auf diesem Friedhof eine ökotaugliche Chance auf ein zweites Leben.
Die faszinierende Wasserlandschaft hier ist Teil des Naturparks Parco del Sile, in dem sich eine schützenswerte Flora und Fauna entwickelt hat. Sogar eine Schildkröte lässt sich auf einem im flachen Wasser liegenden Stamm blicken.
Mit dem Fahrrad in die Lagune von Venedig
Während auf den Holzstegen am Cimitero dei Burci Schieben angesagt ist, rollen wir, nach einem Zwischenstopp am Leuchtturm am Strand von Jesolo zwischen Cavallino und Treporti, auf einem als Holzsteg fast aufs Meer gebauten Radweg ratternd entlang der Küste in die Lagune. Dort müssen wir uns die einzige Straße mit Spaziergängern und vereinzelten Autofahrern teilen. Dafür haben die Flamingos, an denen wir über weite Strecken vorbeifahren, ihren Lebensraum ganz für sich. Auf einem Bein stehen sie rechts der Straße in der Lagune und fischen ihr Mittagessen aus dem seichten Wasser. Einen Blick auf Venedig konnten wir auch schon erhaschen. Wir sind bis nach Lio Piccolo gefahren, einem kleinen Ort mit gerade mal 22 Einwohnern, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
Die Villen im Hinterland
Wie eng die Lagunenstadt am Horizont mit dem Festland verbunden ist, zeigen die herrschaftlichen Villen, die zwischen dem 15. und 19. Jh. im Hinterland von Venedig errichtet wurden, aus Gründen der Erreichbarkeit oft an Flüssen und Kanälen. Seit es den Venezianern Mitte des 14. Jh. erlaubt war, auch außerhalb der Lagune Land zu besitzen, engagierten die wohlhabenden Aristokraten die Stararchitekten ihrer Zeit und überboten sich im Bau prachtvoller Villen. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht auf dem Festland und verbrachten die Sommerfrische, die „villeggiatura“, in ihren großzügigen Anwesen. Über dreieinhalbtausend Villen mit prächtigen Fassaden, kunstvoll ausgestatteten Innenräumen und parkähnlichen Gärten entstanden.
Informationen: www.marcatreviso.it
Treviso.Bike: Fahrradverleih und Radveranstalter für selbständige und geführte Radtouren. Shuttleservice für die Rückfahrt von Start-Ziel-Touren möglich. Vorgeplante Touren können mit Komoot befahren werden.
In der Vereinigung „Ville Castelli Dimore“ (Villen, Schlösser, Herrschaftssitze) haben sich rund vierzig Besitzer herrschaftlicher Wohnsitze zusammengeschlossen, die ihre Tore für Touristen öffnen. Als Hotels, für Weinproben, als Museen oder als Veranstaltungsorte. Mit dem Ziel, die Schönheit und Kultur vergangener Zeiten erlebbar zu machen. Und manchmal auch ganz einfach, um den Unterhalt der weitläufigen Anwesen besser finanzieren zu können. Eines ist allen Villenbesitzern gemeinsam: Sie verstehen sich als Botschafter eines Kulturerbes, dessen Authentizität sie für kommende Generationen erhalten wollen. Während unseres Aufenthaltes in der Provinz Treviso übernachteten wir in verschiedenen Villen im Glanz vergangener Zeiten, wie zum Beispiel im „Castello di Roncade“, wo uns der Conte auch den Weinkeller zeigte. www.villecastellidimore.com
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Text und Bilder: Maren Recken – Bild: Castello di Roncade Harald G. Koch