Unser Sommerspaziergang durch Treviso beginnt an der Porta San Tomaso. Es ist sehr heiß, aber der Markuslöwe, der das schöne, 1518 errichtete Stadttor schmückt, lässt sich davon nicht beeindrucken. Seit Jahrhunderten beweist er die Verbundenheit der Stadt mit dem Schicksal der Serenissima Republik.
Vorbei an der Kirche San Francesco erreicht man die Pescheria. In der Mitte des Flusses Cagnan gibt es eine kleine Insel, wo Fischhändler täglich frischen Fisch verkaufen. Das Wasser ist ein dominierendes Element in Treviso, auch bei dem in der Nähe ruhig fließenden Canale dei Buranelli. Wenn man hier die Häuser sieht, die sich im grünen Wasser des Kanals widerspiegeln, denkt man fast, in Venedig zu sein. In der Vergangenheit kamen die Fischer und die Händler von der Insel Burano mit ihren Booten den Fluss Sile flussaufwärts nach Treviso. Hier bauten sie nach und nach in diesem Stadtteil ihre Häuser und Geschäfte auf. Buranelli heißen noch heute die Bewohner der Laguneninsel.
Ein alter Palazzo mit hohen Arkaden säumt den großen Platz San Vito in der Nähe und versteckt ein Kuriosum. Durch eine fast unscheinbare Tür betreten wir die alte Kirche Santa Lucia aus dem Jahr 1389: Eine kleine innere Tür verbindet sie mit der direkt anschließenden Kirche San Vito.
Treffpunkt: Piazza dei Signori
Nur noch paar Schritte trennen uns vom pulsierenden Zentrum Trevisos: An der Rückseite des Palazzo mit den beiden Kirchen öffnet sich die Piazza dei Signori, das Wahrzeichen der Stadt. Auf den großen Platz blicken der mächtige Palazzo dei Trecento aus der ersten Hälfte des 13. Jhs. und der Palazzo del Podestà aus dem 19. Jh. Dreibogige Fenster und ein abfallendes Dach prägen die Silhouette des Palazzo dei Trecento (auch della Ragione genannt), der heute Sitz des Rathauses ist. Der neugotische Palazzo del Podestà beherbergt die Präfektur. Über das ganze Ensemble und die Piazza wacht der Torre Civica. Unter den Arkaden der beiden Palazzi sind wie heute auch die einladenden Lokale den ganzen Tag lang gut besucht, denn hier trifft sich Alt und Jung zum Aperitif oder einfach zu einem Plausch.
Treviso und Dante Alighieri
Durch den neu geschaffenen Quartiere Latino gelangen wir zum Fluss Sile. Hier wollen wir weiter bis zum Ponte Dante. Die Brücke wurde dem Dichter Dante Alighieri gewidmet, weil er die Stadt in seiner „Göttliche Komödie“ (9. Gesang des Paradiso) erwähnte: “…e dove Sile e Cagnan s’accompagna…“ (und wo Cagnan und Sile sich vermengen) – eine kleine Hommage an einem der bekanntesten Dichter Europas im Jahr des 700. Jahrestags seines Todes.
Tipp für Kinoliebhaber: Im Museo Nazionale Collezione Salce kann man die spannende Ausstellung über Kinoplakate „Renato Casaro – L’ultimo cartellonista del cinema” noch bis zum 1. Mai 2022 besuchen. www.collezionesalce.beniculturali.it/
Informationen: www.marcatreviso.it
Text: Nicoletta De Rossi – Bilder: Harald G. Koch