Unsere Führerin Maela wartet auf uns mit den E-Bikes vor unserem Hotel. Nach einer kleinen Anpassung des Sattels und einem kurzen Briefing über die Route fahren wir los. Die Sonne scheint, keine Wolke ist in Sicht und die Temperatur ist angenehm. Wir fahren am Portocanale von Cesenatico entlang Richtung Cesena. Bald erreichen wir den erst Anfang Mai 2023 eingeweihten, 15 Kilometer langen Radweg „Ciclovia del Pisciatello“, der sich zwischen den Feldern, teilweise direkt am kleinen Fluss Pisciatello entlang oder auf dem Damm erstreckt. Im Frühling blüht und gedeiht hier alles. Wir halten kurz und genießen dabei die Stille und den Duft dieser Gegend. Maela erklärt uns, dass es in der Region Emilia-Romagna die größte Konzentration Italiens an Radwegen im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt – und in der Tat überall sind in der Gegend die Leute mit dem Fahrrad unterwegs. Der Radweg eignet sich aber nicht nur für Radliebhaber: Wir treffen dort auch Sportler und Wanderer.
Im Herzen von Cesena
Nachdem wir die Ortschaft Macerone, einen Vorort von Cesena, hinter uns gelassen haben, radeln wir Richtung Stadtzentrum. „Um auf die Rocca Malatestiana ganz nach oben zu gelangen, müssen wir in die höchste Unterstützungsstufe schalten“, sagt Maela. Die Festung auf dem Hügel Colle Garampo thront über der Innenstadt, und der Weg bis nach oben ist ziemlich steil. Oben angekommen, besuchen wir die Rocca. Von den großen zwei Türmen (Maschio und Femmina) aus hat man einen atemberaubenden Panoramablick bis zum Meer. Wir laufen nach unten und gelangen auf die Piazza del Popolo. Vorbei am imposanten Masini-Brunnen aus Istria-Marmor betreten wir nach wenigen Minuten die Biblioteca Malatestiana. Die UNESCO-Weltkulturerbe ist die einzige humanistische Bibliothek weltweit, die perfekt erhalten ist – genau wie sie vor knapp 600 Jahren gebaut wurde. Auf dem Tympanon der massiven hölzernen Tür sieht man das Datum der feierlichen Eröffnung der Bibliothek (15. August 1454) und einen Elefanten: Das Symbol der Familie Malatesta steht für die Stärke – was auch die lateinische Inschrift bestätigt: „Elephas Indus culices non timet“ (Der indische Elefant hat keine Angst vor den Mücken). Innen ähnelt die Bibliothek eher einer Kathedrale mit einem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen, 44 Fenstern und einer Fensterrose. In den Bänken werden heute noch die Originalmanuskripte aufbewahrt: Insgesamt handelt es sich um 343 wertvolle Manuskripte, die auf der ersten Seite das Wappen und die Anfangsbuchstaben von Malatesta Novello zeigen, der die Bibliothek errichten ließ.
Wieder in Cesenatico
Zurück nach Cesenatico radeln wir auf dem Radweg am Parco di Levante und am Lungomare entlang. Maela hält an der Piazza A. Costa am Fuße des 118 Meter hohen Wolkenkratzers, der von überall in der Gegend zu sehen ist. Von hier fahren wir ins Hotel zurück. Abends lassen wir die vielen Eindrücke des Tages bei einem schmackhaften Fischmenü und einer entspannten Stimmung Review passieren.
Informationen: Überschwemmungen in der Romagna: Am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels haben Cesenatico und Cesena fast wieder zur Normalität zurückgefunden.
www.cesenatico.federalberghi.it
Übernachten
Hotel Lalla: Nahe am Strand und am Parco di Ponente liegt das Hotel mit modern ausgestatteten und gemütlichen Zimmern. Es verfügt über einen Swimmingpool und ein Wellnesszentrum. Das Frühstücksbuffet ist reichlich. www.hotellalla.com
Fahrradtouren
Fahrradverleih eBikeStyle: Maela Cavazza bietet maßgeschneiderte Touren mit E-Bikes und führt Fahrradbegeisterte mit Leidenschaft durch die ganze Region Romagna. www.ebikestyle.it
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi