Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbindet die heute als S.S. 163 „Amalfitana“ weltberühmte Küstenstraße die Costiera-Städtchen in Kampanien miteinander. Bis dahin dienten Treppen-, Maultierwege und das Meer der Kommunikation und dem Transport von Waren.
Seit dem 11. Jh. prägen Zitronen die 1997 zum UNESCO-Welterbe erklärte Kulturlandschaft. Maiori und Minori liegen von Zitronengärten umgeben, deren Pflege unter heutigen ökonomischen Bedingungen immer schwieriger wird. Noch halten einige Familien an den alten Traditionen fest und helfen ein einzigartiges Landschaftsbild zu erhalten. Einblicke in das Gestern, Heute und vielleicht Morgen der Zitronenkultur an der Amalfiküste gewährt ein Besuch bei der Familie Ruocco, deren Zitronengarten direkt an dem sogenannten „Sentiero dei Limoni“ auf halber Strecke zwischen Minori und Maiori liegt. Zur Erfrischung werden frisch gepresste Zitronenlimonade, zum Naschen Zitronensalat und Zitronenkuchen gereicht.
Amalfiküste, mal kaum bekannt?
Tramonti ist die bislang wenig bekannte Seite der Amalfitana. Das wird sich ändern. Lokale Initiativen treiben den Ausbau der alten Wirtschaftswege zu einem Wanderwegenetz voran und machen die reiche gastronomische Kultur Tramontis erlebbar: Slow Food und Slow Travel geben sich hier die Hand. Wenige Kilometer zurückversetzt vom weltberühmten Küstenstreifen, öffnet sich in dem von Bergen umgebenen, fruchtbaren Talkessel des Torrente Reginna Maior eine bäuerliche Welt voller stiller Überraschungen. Das Meer blitzt nur gelegentlich in der Ferne auf. Grüne Weiden, Zitronengärten, weinbestandene Terrassen und Kastanienwälder prägen das Landschaftsbild.
Auf dem „Sentiero delle Formichelle“
Seit jeher fühlen sich die Menschen hier mit ihren Bergen verbunden und kennen sie wie ihre Hosentasche, sei es als Holzarbeiter, Kastanien- oder Pilzsammler, in Begleitung ihrer Herden oder als Pilger und Wanderer. So ist es vielleicht kein Wunder, dass die Associazione Tramonti Amalfi Coast Trekking, ein Zusammenschluss engagierter Leute in Kooperation mit dem Fremdenverkehrsverein Pro Loco, sich seit Jahren konsequent um die Pflege der Wanderwege kümmert und Besuchern geführte Touren anbietet.
Einer der engagierten Bergführer, der Gästen seine Heimat näherbringen will, ist Matteo Giordano. Mit Begeisterung führt er beispielsweise den „Sentiero delle Formichelle“ (Weg der Ameisen) von Polvica nach Minori. Damit hält er das Andenken an die „Formichelle“ lebendig. Es waren Frauen, die noch bis vor einigen Jahrzehnten über 50 kg schwere Zitronenkörbe auf ihren Köpfen aus den Bergen bis zur Küste transportierten: Dort wurden sie auf Schiffe verladen. Die fleißigen Frauen, von früh bis spät im Gänsemarsch unterwegs, trugen im Volksmund den mit Anerkennung verbundenen Spitznamen Ameisen.
Informationen
Agricola Ruocco’s Via Torre 27 – Minori, www.facebook.com/agricolaRuoccos
Pro Loco di Tramonti & Tramonti Amalfi Coast Trekking www.prolocotramonti.it
Sentiero delle Formichelle c/o Matteo Giordano, giordanomatteo580@gmail.com www.caimontilattari.it/sentiero/310c/
Tramonti ist eine Streusiedlung mit antiken Wurzeln. Die 13 Borghi, jeder mit eigener Pfarrkirche und viele mit vorzüglichen Trattorien, sind weniger herausgeputzt als die berühmten Küstenorte. Ihre Namen lauten Campinola, Capitignano, Cesarano, Corsano, Figlino, Gete, Novella, Paterno Sant’Arcangelo, Paterno Sant’Elia, Pietre, Ponte und Pucara. Polvica ist Sitz der Gemeindeverwaltung.
Text und Bilder: Peter Amann