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Zitronen: ein gelbes Stück vom Paradies

Zitronen: eine Leidenschaft für das Leben. Seit sechs Generationen pflegt die Familie Aceto ihren Zitronengarten oberhalb von Amalfis Valle dei Mulini und erntet Bio-Früchte mit geschützter Herkunftsbezeichnung.

Spätestens seit Goethes Mignon-Gedicht „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen sind die gelb leuchtenden Zitrusfrüchte werbewirksames Sinnbild einer Süditalien-Sehnsucht, die seit dem 18. Jahrhundert kaum nachgelassen hat. Gäbe es den mühsamen Anbau von Zitronen an der Amalfiküste, auf der Halbinsel von Sorrent und auf den Inseln im Golf von Neapel nicht, die Tourismusindustrie müsste ihn erfinden.

Nachhaltiger Genuss

Oberhalb der Amalfiküste erstreckt sich der Zitronengarten der Familie Aceto in der Valle dei Mulini (Mühlental). Die meisten der alten, wassergetriebenen Papiermühlen sind schon längst Ruinen, und auch viele der Zitronengärten wurden aufgegeben. Mühsam ist die Arbeit auf den schmalen, durch Trockenmauern aufgerichteten Terrassen, zu gering der Erlös aus dem Verkauf der Zitronen, zu stark die Konkurrenz aus Spanien und Brasilien. Zur Erntezeit schleppen Männer und Frauen über 50 Kilo schwere Kisten auf steilen Treppenwegen bis zur nächsten Straße. Luigi Aceto hat sich früh Gedanken gemacht, wie er seinen Garten über wirtschaftlich schwierige Zeiten bringen könne. 1969 hat er eine Seilbahn zur Erleichterung der Erntearbeit montiert und in den 1980er Jahren seinen Garten für zahlende Besucher geöffnet. Dank der begeisternden Führung seines Sohnes Salvatore – in dessen Fußstapfen inzwischen auch dessen Sohn Gianmarco getreten ist – erfahren kleine Gruppen alles Wissenswerte über den biologischen Anbau der Limoni Costa d’Amalfi IGP. Die geschützte Herkunftsbezeichnung dieser Zitronen ist ebenfalls ein Verdienst von Luigi Aceto. Die Bäume wachsen unter Pergolen. Im Winterhalbjahr werden sie mit Netzen abgedeckt, um die empfindlichen Blüten und Früchte vor starkem Regen und Hagel zu schützen. Im Mai, wenn die Ernte ihren Höhepunkt erlebt, fallen die Schleier und die Hänge ergrünen wieder.

Die vielleicht älteste Abbildung eines Zitronenbaumes am Golf von Neapel findet sich in der Casa del Frutteto in Pompeji. In dem Atriumhaus von bescheidenen Ausmaßen geben detailverliebte Wandfresken Blicke auf fantastische Gartenszenen frei. Vor zweitausend Jahren noch ein exotischer Zierbaum, prägen Zitronen seit dem 11. Jahrhundert die von der UNESCO 1997 zum Welterbe erklärte Kulturlandschaft der Costiera Amalfitana. Die Terrassierung der Steilhänge, die Anlage ausgeklügelter Bewässerungsanlagen waren ebenso wie der Zitronenanbau Frucht eines Kultur- und Techniktransfers aus dem Orient.

Limoncello aus Bio-Zitronen

Wie Hochseilartisten balancieren Männer über die dünnen Kastanienstangen, die alle 20 Jahre ersetzt werden müssen. Über die fast unendliche kulinarische Verwendbarkeit der gar nicht so sauren Früchte erfährt man viel Praktisches. Eine delikate Degustation beschließt den Rundgang. Der Hofladen verkauft selbstverständlich auch Limoncello aus eigener Herstellung. Oder lassen Sie sich von Salvatore das Familienrezept verraten, nehmen ein paar Bio-Zitronen mit und bereiten den berühmten Zitronenlikör zu Hause wie die Einheimischen zu. Und diejenigen die gar nicht mehr fort möchten, können sich bei der Familie Aceto in einem Ferienhaus inmitten der Zitronen einmieten.

Zum Limoncello-Rezept hier

Informationen: Amalfi Lemon Experience  www.amalfilemonexperience.it März bis Okt. tägl. Lemontour mit Degustation ab 20 €, inkl. Cooking class ab 140 €.

Über die Region Kampanien: Reisehandbuch „Golf von Neapel – Kampanien, Cilento“ Reise Know-How Verlag und Instagram-Account: sud.ebasta

Text, Bilder und Video: Peter Amann

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