Schnell erkennt man die Türme der Hauptstadt San Marino, wenn man von der Küste der Romagna kommt. Denn die Republik San Marino liegt zwischen Hügeln oben auf dem Monte Titano in etwa 700 Meter Höhe. Statt mit dem Auto in die Altstadt zu fahren, kann man die Panorama-Seilbahn nehmen. In wenigen Minuten ist man im Herzen der 61 Quadratkilometer großen Republik: Von oben hat man bei schönem Wetter einen herrlichen Blick auf die Küste, die Adria und die hügelige Landschaft im Landesinneren. Schon seit Jahren wollte ich diesen kleinen unabhängigen Staat in Italien besuchen, aber die Erzählungen von (zu) vielen Touristen hatten mich immer etwas abgeschreckt.
Als ich dann vor Ort war und den ersten Aussichtspunkt erklommen hatte, musste ich zugeben, dass die Lage von San Marino bezaubernd ist: Die Gegend soll ein Paradies für alle sein, die einen aktiven Urlaub suchen. Ringsum ragen Türme und Burgen in den Himmel und nicht umsonst heißen die neun Gemeinden der kleinen Republik „Castelli“.
Ein Kleinstaat auf der italienischen Halbinsel
Das herrliche Panorama, das man von der Piazza della Libertà aus genießt, ist einfach atemberaubend, und dabei vergisst man den Besucherstrom, der sich durch die kleine Altstadt bewegt. Zwei große blaue Diplomatenfahrzeuge steuern langsam über den Platz. Gerade hat einer der beiden Eccellentissimi Capitani Reggenti (Staatsoberhäupter) den Palazzo Pubblico, Sitz des Großen und des Allgemeinen Rates, verlassen. Der Regierungssaal wird von einem riesigen Wandgemälde beherrscht, das die Erscheinung des Heiligen Marino, des Schutzpatrons der Stadt, darstellt. Alle sechs Monate, am 1. April und am 1. Oktober eines jeden Jahres, werden in San Marino die Capitani Reggenti neu gewählt. Der Überlieferung nach wurde San Marino am 3. September 301 n. Chr. gegründet, doch die erste schriftliche Erwähnung einer freien Gemeinde stammt aus dem 8. Jahrhundert – damit wäre die kleine Republik auch die älteste der Welt.
Gastfreundlichkeit großgeschrieben
Bei einem Spaziergang stößt man auf unzählige Läden mit lokalen Spezialitäten, typischem Kunsthandwerk, vor allem Keramik, und Souvenirs aller Art. Sie säumen die engen Straßen und Gassen des Zentrums, doch ach mit Diskretion: Die Stadt ist ein Einkaufsparadies für Shoppingbegeisterte. Zwischen den hohen Mauern der berühmten Rocca (Torre Guaita) suche ich etwas Ruhe und das mittelalterliche Flair dieser antiken Republik. Bald bemerke ich, dass es auch in Richtung Rocca von Menschen wimmelt. Auf den Treppen, die zur Rocca führen, höre ich unzählige Sprachen. Doch gerade in der großen Rocca genieße ich Momente der Ruhe, besonders beim Rundgang auf der Mauer mit Blick auf die reizvolle Hügellandschaft der Umgebung. Trotz des ständigen Andrangs habe ich den Eindruck, dass die Einheimischen nie die Geduld verlieren und sehr gastfreundlich sind.
Später, auf der Rückfahrt an die Küste, lasse ich die vielen Eindrücke dieses Besuches Revue passieren und stelle fest, dass mich dieser Stadtstaat überzeugt hat.
Tipp: Eine schöne Erinnerung an den Besuch in San Marino ist das Touristenvisum, das man im Ufficio del Turismo auf der Piazza Garibaldi erhält.
Informationen: www.visitsanmarino.com und www.museidistato.sm
Einkehren
Ristorante Cesare: Schmackhafte Gerichte aus der traditionellen Küche der Romagna, die mit frischen und saisonalen Zutaten originell und kreativ neu interpretiert werden.
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi – Aufmacher-Bild und Panorama-Bilder: Michele Gaiotto