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Pavia und seine lebendige, traditionsreiche und romantische Altstadt

Geschichte und Alltag harmonieren auf lebendige Art in Pavia, so dass man sich in der lombardischen Stadt sofort wohl fühlt. Es lohnt sich, die „Stadt der hundert Türme“ zu besichtigen, aber aufgepasst: Es besteht die Gefahr, sich in sie zu verlieben!

Die Piazza della Vittoria in Pavia wimmelt von Leuten am Spätnachmittag. Nur ganz früh am Morgen oder spät in der Nacht kann man die sogenannte Piazza Grande leer erleben: Dann hört man nur die eigenen Schritte und fühlt sich ins Mittelalter zurückversetzt. Umgeben wird der weite gepflasterte Platz, der schon in der zweiten Hälfte des 13. Jh. erbaut wurde, von vielen schönen Palazzi und modernen Lokalen. Unter den Arkaden und auf dem Platz selbst sind heute alle Tische belegt: Das schöne Wetter hat viele nach draußen gelockt. Alt und Jung treffen sich hier gewöhnlich zur Mittagszeit und nach Feierabend wie in einem Wohnzimmer, das auf der einen Seite vom anmutigen Gebäude Broletto – dem ehemaligen Rathaus – begrenzt wird: Herzlich willkommen im schönsten „Salotto“ von Pavia! Die einen unterhalten sich hier bei einem Glas Wein über Gott und die Welt; die anderen bei einem stärkeren Aperitif über ihr Fortkommen an der Uni, denn Pavia ist eine traditionsreiche Universitätsstadt – eine der ältesten Universitäten Europas überhaupt. Über 22.000 Studenten sind heuer an der Uni angemeldet, wo auch Berühmtheiten wie der Dichter Ugo Foscolo oder der Physiker Alessandro Volta lehrten.

Nicht nur die Studenten sorgen aber für die Lebendigkeit dieser Stadt am Fluss Ticino. Gelegen an den alten römischen Straßen Via Emilia und Via Postumia, war Pavia schon immer ein reges Handelszentrum, so dass die Langobarden diesen Ort – und nicht das damals viel kleinere Mailand – zur Hauptstadt ihres „Regnum italicum“ wählten (572-774). Ende des 12. Jh. florierte die Stadt so sehr, dass sie knapp 40.000 Einwohner zählte. Die Familien Visconti und Sforza wechseln sich später an der Macht ab und ließen viele der wunderschönen Gebäude aus den typisch lombardischen roten Ziegeln (cotto lombardo) errichten, die man überall in der Altstadt sieht – zu dieser Zeit gehört auch das Castello Visconteo (Anfang 1360) mit seinem schönen Park und seinen staatlichen Museen.

Auf Entdeckungstour durch die „Stadt der hundert Türme“  
Auf den beiden Flanierachsen, Corso Cavour und Corso Strada Nuova, erleben wir am Wochenende Ströme von Menschen, die im geruhsamen Tempo einen Spaziergang machen. Flankiert werden die beiden Hauptstraßen von vielen Geschäften und Lokalen. Es reicht nur leicht nach links oder nach rechts abzubiegen, um eine stille und leere Seitengasse zu finden. So streifen wir durch die Altstadt Pavias, bis wir auf die spätromanische Kirche San Teodoro stoßen.

Im Inneren sind zwei spektakuläre Fresken von Bernardino Lanzani zu bewundern, welche das Pavia des 15. Jh. detailliert zeigen. Man kann gut die vielen Türme sehen, die damals Pavia als Symbole seiner Macht prägten und der Stadt deshalb den Beinamen „Stadt der hundert Turme“ gaben. Heute gibt es ungefähr noch 60 davon: Nur sechs als selbstständige Türme, viele sind in die Häuser eingebaut worden. Von San Teodoro ist es nicht weit zu den Uferstraßen Viale Lungo Ticino und Viale Lungo Ticino Sforza. Anscheinend haben sich heute alle entschieden, einen Spaziergang am Fluss Ticino in der Sonne zu machen. Hier bestaunen wir eines des Wahrzeichens Pavias: die überdachte Brücke Ponte Coperto, die nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde.

Zurück auf der Strada Nuova biegen wir bald wieder in die Seitengassen ab und erreichen Piazza del Duomo, wo der Dom mit seiner großartigen Kuppel thront. 1488 errichtet, zeigt die Kirche außen ihre Ziegelfassade, die wahrscheinlich genauso wie im Inneren komplett mit Marmor verkleidet werden sollte. Neben dem Gebäude entdeckt man die Trümmer eines Turmes, das 1989 plötzlich und unerwartet einstürzte. Über 130 Kirchen rühmte sich Pavia in der Vergangenheit. Davon gibt es noch heute wunderschöne, wie die romanische Kirche San Michele. Einige sind versteckt, wie die in der Buchhandlung Feltrinelli in der Via XX Settembre, die an der Piazza Petrarca mündet: Auf dem Platz findet schon in der Früh ein typischer Wochenmarkt statt.

Romantische Stimmung am Flussufer
Einen kurzen Besuch statten wir dem Universitätsgebäude mit seinen gelb bemalten Fassaden ab. Das ist auch die Gelegenheit, die anziehenden Schaufenster der traditionsreichen ältesten Konditorei der Stadt, der Pasticceria Vigoni von 1878, zu bestaunen: Ein Muss ist hier eine Kostprobe der Torta Paradiso.

Die Sonne geht langsam unter und färbt die Fassade des Ponte Coperto und den Fluss Ticino rosa. Die romantische Stimmung legt sich, wie ein hauchdünner Schleier, über die ganze Stadt, und wir genießen diese im Restaurant Bardelli am Ufer des Flusses. Hier probieren wir einen leckeren Risotto mit geräuchertem Provola-Käse, Spumante und rosa Pfefferkörnern und Tagliatelle mit Entenragout. Später erstrahlen die Bögen der moderne Brücke Ponte della Libertà bunt durch die Lichteffekte des Künstlers Marco Ladola. Wir verlassen das Ufer und auf dem Weg zum Hotel verabschieden wir uns von der großartigen Statue der Minerva am gleichnamigen Platz. Dabei denken wir an die Studenten, die ihr nicht in die Augen schauen sollten, denn sonst droht ihnen die Gefahr, ihr Studium nicht zu Ende zu bringen.
Pavia hat uns verzaubert, hierher werden wir sicherlich wieder kommen.

TIPP
Charakteristisches Flair erlebt man am Ufer des Ticino in der Via Milazzo der Altstadt gegenüber, bei den ehemaligen bunten Fischerhäusern des Borgo Ticino.

Informationen: www.vivipavia.it, www.in-lombardia.it und www.pv.camcom.it

Unterkunft, Essen und Trinken

Hotel Moderno
Günstig und zentral gelegen, bietet das Hotel im renovierten alten Palazzo auch modern ausgestattete komfortable Zimmer. Im eigenen Restaurant Peo genießt man wohlschmeckende Gerichte wie beispielsweise den Risotto mit Ossobuco oder die Pasta e fagioli (Nudeln mit Bohnen).

Restaurant Bardelli

Konditorei Vigoni 

Text und Bilder: Nicoletta De Rossi

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