Wie eine lebendig gewordene Krippe sieht Castelmezzano in den Dolomiti Lucane aus – und das zu jeder Jahreszeit. Die pastellfarbenen Häuser dieses märchenhaften Dorfes in der Basilikata schmiegen sich Reihe für Reihe an die Bergkulisse und verzaubern mit atemberaubenden Ausblicken. Wir schlendern durch das Dorf, das auf 750 Metern Höhe liegt, umgeben vom gewaltigen Panorama der Dolomiti Lucane.
Im Dorf riecht es nach Holz, ich muss an die Dolomiten denken und an den typischen Geruch der kleinen Dörfer dort, vielleicht ist mir dieser Ort im Süden deshalb gleich so vertraut. Ich ziehe eine dünne Jacke an, denn es weht eine leichte Brise, obwohl es erst Anfang September ist. An manchen Ecken ragen bizarre Felsen zum Anfassen empor. Die Farben sind in dieser Höhe so intensiv, dass selbst die aufgehängte Wäsche wie Dekoration wirkt. Das Herz von Castelmezzano schlägt auf dem Hauptplatz, wo die Mutterkirche Santa Maria dell’Olmo thront. Hier treffen sich Jung und Alt, und vom Belvedere aus hat man einen herrlichen Blick über das Dorf. Schon der Name Castelmezzano erinnert an eine geschichtsträchtige Vergangenheit: Castello di mezzo (Schloss in der Mitte), und tatsächlich waren hier die Langobarden, die Normannen und sogar die alten Griechen im 6. bis 5. Jh. vor Chr. zuhause.
Fliegen und wandern
Einen ebenso schönen wie einmaligen Blick auf das Dorf bietet der „Volo dell’Angelo“ (Engelsflug). Ein Drahtseil überquert die Schlucht und verbindet Castelmezzano mit Pietrapertosa auf der anderen Talseite. Der Start befindet sich in Castelmezzano auf 1.019 m Höhe. Ein Shuttlebus bringt die Wagemutigen dorthin, die nach einem 1.452 Meter langen Flug schwebend und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h in Pietrapertosa auf 888 Meter Höhe ankommen. Adrenalin pur! Wenn man auf der SP3 unterwegs ist, hört man tagsüber immer wieder ein Zischen, schaut nach oben und sieht die Flieger über den Kopf hinwegsausen.
Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, wandert durch den Ort zur sogenannten „Normannischen Treppe“ (Scala Normanna). Auf einem der Dolomitengipfel ist diese eigentümliche Treppe mit 54 Stufen in den Fels gehauen, die zu einem Aussichtspunkt in den Mauerresten des ehemaligen normannisch-schwäbischen Kastells Castrum Medianum führt. Vom höchsten Punkt der Treppe hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung und vor allem auf den Gipfel. Und auch ohne bis ganz nach oben zu klettern, hat man von hier einen fantastischen Rundblick. In den engen Gassen duftet es verführerisch nach Mittagessen. Wir folgen dem Duft und gelangen in ein traditionsreiches Restaurant mit fantastischem Blick ins Tal.
Informationen: www.basilicataturistica.it
Castelmezzano liegt im Park von Gallipoli Cognato und der Dolomiti Lucane und gehört zu den schönsten Dörfern Italiens (Borghi più Belli d’Italia).
Einkehren
Al Becco della Civetta: schmackhafte lokale Spezialitäten mit Panoramablick www.beccodellacivetta.it
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi