Schon von weitem erscheint der mächtige Bau der Festung von Loreto in der Region Marken, des zweitwichtigsten Wallfahrtsorts in Italien nach dem Petersdom, auf einem Hügel. Bei unserer Ankunft herrscht schon außerhalb der Basilika trotz der Pilgerscharen eine einzigartige Stimmung: Der Himmel hat sich zum Sonnenuntergang violett gefärbt, und die Luft ist prickelnd. Im Herzen der Festung erhebt sich die päpstliche Basilika, in der das Heilige Haus von Nazareth untergebracht ist. Auch auf dem riesigen Platz vor der Kirche herrscht Stille, man hört nur das leise Raunen einer Prozession. Der Zug an Menschen hebt sich deutlich gegen die zarten und eleganten zweistöckigen Arkaden des hellen Palazzo Apostolico von Bramante ab, die eine Seite der Kirche flankieren.
Von Palästina nach Loreto im Flug
Der Überlieferung nach wurde die Jungfrau Maria im Heiligen Haus geboren, wo sie auch aufwuchs und die Verkündigung der Geburt Christi bekam: Dieses Haus soll von Engeln nach Loreto getragen worden sein. Tatsächlich scheint das Heilige Haus von Loreto auch aus Palästina zu stammen: Im Jahre 1291 wurde es hierher transportiert. Erst 1469 begann der Bau der Basilika. Direkt unter der Kuppel befindet sich heute das Heilige Haus, das mit Marmor überzogen und wunderschön geschmückt ist.
Nach Loreto kommen jährlich abertausende Pilger aus der ganzen Welt, um im Inneren dieses Hauses vor der Statue der Schwarzen Madonna zu beten. Der Raum ist innen sehr eng und deswegen werden die Menschenmassen am Ein- und Ausgang kanalisiert. Bei der fast unmenschlichen Stille wird jeder von diesem Ort überwältigt.
Draußen hat der Abend seinen dunklen Mantel auf die umliegenden Hügel gelegt. Die Lichter gehen an. Still verlassen wir diesen innere Ruhe spendenden Ort des Glaubens.
Informationen: www.santuarioloreto.it
www.turismo.marche.it
Text & Bilder: Nicoletta De Rossi