Ein atemberaubendes Panorama genießt man von Naso, einer Ortschaft im sizilianischen Parco dei Nebrodi auf knapp 500 Meter Höhe. Die typischen Keramikvasen am Belvedere erinnern uns daran, dass wir auf Sizilien sind – ansonsten könnte man denken, im Alpengebiet zu sein. In den engen Gassen des Dorfes riecht es nach brennendem Holz. Im Winter kann es hier ziemlich kalt werden, und der Schnee ist in dieser Umgebung keine so exotische Erscheinung. Die Ortschaft blickt auf eine alte und wichtige Geschichte zurück, die ihr sogar den Beinamen „città“ in der Vergangenheit einbrachte. Bis 1925 wurde auch die Stadt Capo d’Orlando an der Küste eingemeindet. Naso erstreckt sich heute noch bis ans Meer, aber zu ihm gehören nur wenige Kilometer Küste.
Erstaunliche Schätze
Diese kleine Stadt mit vielen renovierungsbedürftigen Palazzi versteckt auch einige Schätze, die den Besucher sprachlos lassen. Die eher schichte Fassade der Kirche des Stadtpatrons San Cono lässt nicht erahnen, was für wunderschöne bunte Marmorintarsien und Stuckarbeiten im Inneren zu erwarten sind: Die Cappella delle Reliquie ist ein echtes Meisterstück des sizilianischen Barocks!
Nicht weniger erstaunlich ist die Cappella del Rosario in der Chiesa Madre: 1615 in einer heute nicht mehr existierenden Kirche erbaut, wurde die Kapelle (auch Cappella dei Marmi genannt) abgebaut, in die Hauptkirche Nasos gebracht und wieder errichtet. Stundenlang könnte man die üppigen Marmorintarsien und Figuren bestaunen und ihre mystische und religiöse Bedeutung entziffern.
In den sogenannten „Catacombe di San Cono“ befindet sich ein kleines, aber feines Museum sakraler Kunst (Museo di Arte Sacra), in dem unter anderem ein sehr raffiniertes Bild der Madonna mit dem schlafenden Kind (Madonna col Bambino Dormiente) aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts aufbewahrt wird.
Die frische Luft draußen macht Appetit: Wir kehren in eines der urigen Lokale der Stadt ein und genießen die authentische Küche der Gegend.
TIPP: Der Stadtpatron San Cono wird dreimal im Jahr gefeiert. Das wichtigste Fest wird aber am 1. September mit einem beeindruckenden Zug zelebriert, bei dem die Statue des Heiligen durch die Stadt gebracht wird. Das Fest gehört zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.
Informationen:
Museo Arte Sacra: https://tinyurl.com/r5jvus2
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi • Aufmacher-Bild: Cappella delle Reliquie, San Cono