Bologna ist „die Rote“, wegen der rötlichen Fassaden der Gebäude, Bologna ist „die Gelehrte“, weil hier 1088 die älteste Universität Europas gegründet wurde und Bologna ist „die Fette“, weil in dieser Stadt die Freude am Genuss regiert. Zu den drei traditionellen Beinamen von Bologna möchte ich noch „die Wunderbare“ hinzufügen, denn die UNESCO-Stadt überrascht mich immer wieder mit ihren vielen Facetten.
Rund um die Piazza Maggiore
Relativ früh am Morgen erreiche ich den Neptunbrunnen des Bildhauers Giambologna auf der Piazza Nettuno. Von hier aus blickt man auf die große Piazza Maggiore und hinüber zur Basilika San Petronio, die alle Blicke auf sich zieht. Das Erste, was jedem an diesem Gotteshaus auffällt, ist die unvollendete Fassade. Die Ausmaße der Kirche sind gigantisch: Sie ist 132 Meter lang und 60 Meter breit. Im Inneren lässt sich die längste Sonnenuhr der Welt mit 67 Metern bewundern. Ich verlasse die Piazza und schlendere durch die kleinen Gassen des alten Marktes, den sogenannten Quadrilatero. Hier bekommen nicht nur kleine Kinder große Augen, denn die Schaufenster zeigen die besten Delikatessen Bolognas und laden zum Eintreten ein. Tortellini, Ravioli, Schinken, Mortadella, Käse & Co. verführen Jung und Alt, Einheimische und Besucher – der Versuchung zu probieren kann man einfach nicht widerstehen.
Bologna: das Manhattan des Mittelalters
Vor den beiden Türmen, dem Garisenda und dem Asinelli, versuche ich mir vorzustellen, wie diese Stadt mit ihren über 100 Türmen im Mittelalter ausgesehen haben mag: wie das Manhattan aus unserer Zeit. Der Asinelli-Turm ist mit 97,20 Metern der höchste Turm. Wer fit ist, kann den Aufstieg wagen: Die 498 Stufen lohnen sich, denn der Blick von oben über die ganze Stadt ist einfach atemberaubend.
Die UNESCO-Arkaden von Bologna
Bologna ist weltberühmt für seine Laubengänge (Portici), die sich insgesamt über 62 km erstrecken und 2021 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Ich gehe unter einem dieser Säulengänge hindurch und genieße die wunderbare Perspektive, die sich vor meinen Augen auftut. Schon im Mittelalter dienten sie als Schutz vor Sonne und Regen. Die über 60 km Portici bieten eine große Vielfalt an Laubengängen. Einige umgeben die Piazza Maggiore auf drei Seiten, und bei einem Spaziergang habe ich in der Via Marsala die hölzernen Arkaden der Casa Grassi entdeckt. Die beiden Seiten der Via Santo Stefano werden von einer schier endlosen Folge von Arkaden aus dem Spätmittelalter und der Frührenaissance bis zum gleichnamigen Platz flankiert. Hier befindet sich nicht nur die Basilika Santo Stefano, sondern auch die Kirchen des langobardischen Kruzifixes, des Kalvarienbergs und der Heilige Vitale und Agricola, sowie die Dreifaltigkeitskirche. Der längste Säulengang der Welt, der Portico di San Luca, befindet sich selbstverständlich in Bologna und misst mit seinen 664 Bogen fast vier Kilometer.
Bologna ist auch nachts wunderbar
Am Abend füllt sich die Altstadt. Massen von jungen Leuten strömen mir entgegen: Sie sind erst zum Aperitif, dann zum Abendessen und danach wahrscheinlich zum Absacker verabredet. In den unzähligen Bars und Lokalen wird bis spät in die Nacht gefeiert und man lernt hier schnell jemanden kennen. Ich genieße die typische Bologneser Küche in einem traditionellen Restaurant und lasse den Abend bei einem Spaziergang ausklingen: Bologna ist auch nachts noch wunderbar!
Tipps: Unter den Arkaden der Via Piella gibt es ein kleines Fenster mit Blick auf das Wasser – man fühlt sich fast wie in Venedig. Wenn man unterwegs ist, sollte man nicht nur nach oben schauen, sondern auch nach unten, auf den Boden. So habe ich zwischen Via Orefici und Via Caprarie die „Strada del Jazz“ entdeckt: Goldene Metallsterne auf dem Boden verweisen auf die berühmtesten Jazzmusiker der Welt.
Informationen: www.bolognawelcome.it
Übernachten
Hotel Re Enzo: Die 51 modern eingerichteten Hotelzimmer mit jeglichem Komfort befinden sich in genialer Lage mitten in der Altstadt. Von hier kann man die meisten Sehenswürdigkeiten Bolognas zu Fuß erreichen. www.hotelreenzo.com
Essen & Trinken
Donatello: Seit 1903 bietet das Traditionslokal in der vierten Generation beste regionale Küche. Nach der Vorspeise mit Mortadella- und Parmigiano-Würfeln folgen Klassiker wie Tortellini in Brodo und Cotoletta alla Bolognese: einfach himmlisch! Ohne Reservierung ist es schwierig, einen Platz zu bekommen, aber schon das Betreten des Restaurants lohnt sich: Unzählige Fotos von Prominenten zieren die Wände! www.ristorantedonatello.it
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi