Auf einem 400 hohen Hügel thront das mittelalterliche Borgo von Lucignano in der Toskana und blickt auf das Valdichiana. Ich entdeckte die Ortschaft an einem heißen Nachmittag im September. Kaum jemand war in dem Borgo in Ellipsenform unterwegs, obwohl es dort an jeder Ecke sehenswerte Gebäude gibt. Je länger ich die konzentrisch verlaufenden Straßen der verschlafenen Ortschaft folgte, desto klarer wurde mir, dass Lucignano ein kleines Juwel ist.
Zeitloser Zauber
Auf eine lange Geschichte blickt die Ortschaft zurück, denn selbst die Etrusker und die alten Römer waren schon hier. Im Mittelalter wurde das Borgo abwechselnd von Arezzo, Perugia, Florenz und Siena beherrscht. Diese Zeiten haben auch ihre Spuren hinterlassen. Neben dem Haupttor Porta San Giusto liegt heute noch eine Burg innerhalb der Stadtmauern: die Rocca Senese, auch Cassero Senese genannt. Unter den Kirchen ist die Collegiata di San Michele Arcangelo mit Kirchturm sicherlich die bedeutendste. Innen besticht ein imposanter Altar und draußen imponiert die Kirche mit originellen Treppen. Ganz in der Nähe liegt noch das Rathaus (Palazzo Comunale) aus dem 14. Jh. Was mich am meisten beeindruckte, war aber die Kirche San Francesco (ab dem 1248 erbaut) zwischen dem Museo Civico und dem ehemaligen Oratorio della Compagnia del Corpus Domini. An eine Mauer gelehnt, bestaunte ich die Fassade aus Travertin und Sandstein der Kirche. Kein Laut war zu hören, kein Mensch zu sehen. Die Faszination dieses Ortes stieg weiter, und die Zeit spielte keine Rolle mehr, denn sie gab es einfach nicht. Ich schloss die Augen und versuchte, mir das Leben vorzustellen, wie es einst in Lucignano war, und stellte fest, dass ich von dort nicht mehr wegwollte.
Informationen: www.visitlucignano.it
Lucignano gehört zu den Borghi più Belli d’Italia
Tipp: Am 19., 21. und 26. Mai 2024 findet in Lucignano die Maggiolata statt. Es handelt sich um einen Umzug mit Blumenwagen, die von den vier Contrade (Stadtvierteln) des Borgos gestaltet werden.
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Text und Bilder: Nicoletta De Rossi