Die Fahrt nach Monteleone di Spoleto dauert länger als geplant, denn ab und zu steigen wir aus dem Auto, um die wunderschönen Hügel des Valnerina-Tales zu bestaunen. Hügel auf Hügel mit kleineren Dörfern, die sich an die Hänge klammern, reihen sich aneinander. Die Straße ist kaum befahren, die Luft ist klar und frisch, und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel: Das perfekte Wetter für einen Ausflug in die Berge! Als wir ankommen, ziehen wir eine dickere Jacke an: Immerhin befinden wir uns auf fast 1000 Meter Höhe. Wir folgen der Hauptstraße, die steil nach oben in das Dorf mit etwa 600 Einwohnern führt. An der Mauer hängt ein Stadtplan aus Keramik, wo die drei Stadtviertel – „terzieri“ genannt – durch verschiedene Farben gleich erkennbar sind. Doch was macht diesen kleinen Ort so besonders? Hier wurde der älteste Dinkelsamen Europas gefunden, weswegen dieses Getreide, das hier immer noch angebaut wird, die geschützte Ursprungsbezeichnung DOP erhielt. Monteleone di Spoleto ist aber auch wegen einer etruskischen Biga aus dem 6. Jh. v. Chr bekannt. 1902 fand ein Bauer in seinem Grundstück in der Ortschaft Colle del Capitano, wenige Kilometer vom Dorf entfernt, dieses intakte Zweigespann aus vergoldeter Bronze mit Intarsien aus Elfenbein. Eine Kopie dieses Schmuckstückes ist heute in einem kleinen Museum im ehemaligen Franziskaner-Kloster aufbewahrt: Das Original befindet sich im Metropolitan Museum in New York, weil der Bauer die Biga verkaufte, ohne zu wissen, was für einen unbezahlbaren Schatz er gefunden hatte.
Im antiken Herzen des Dorfes
Im ältesten Stadtteil San Nicola scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Alte Gemarkungssteine erinnern hier an die ehemalige Grenze des Kirchenstaats. Auf dem heute leeren, von hohen alten Palazzi umrahmten Marktplatz entdeckt man „la pietra del contratto“, einen besonderen Stein, der als Waage fungierte. Ganz in der Nähe findet man eine Franziskaner-Kirche: Am Hauptportal vom 1395 sind raffinierte eingehauene Details zu erkennen, wie kleine niedliche Tiere. Die kleine Kirche San Nicola aus dem 16 Jh., die dem Viertel den Namen gibt, wird nur am 6. Dezember geöffnet, wenn der Patron des Dorfes, der heilige Nikolaus, gefeiert wird – bereits am Vorabend des Festes wird für alle Einwohner eine warme Dinkelsuppe zubereitet. In der Nähe schmückt eine feuerrote Kletterpflanze die Mauer eines Palastes, die unter der Sonne glänzt. Zwischen den Häusern des Borgo öffnen sich ab und zu atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft: Es kommt uns vor, als würden wir eine schöne Ansichtskarte bewundern, wo Schafherden als weiße Tupfer im Grün scheinen. Später genießen wir den Blick auf die Hügel bei traditionellen Gerichten in einem typischen Restaurant, während die Sonnenstrahlen die ganze Pracht der Natur zur Geltung bringen.
Dinkel DOP
Mehrere Firmen bauen hier Dinkel an und gewinnen daraus verschiedene Dinkelprodukte (wie beispielsweise semiperlato, integrale und caramellato). In Monteleone di Spoleto ist der Dinkelanbau seit der Antike bekannt: Die ältesten Samen stammen aus dem 6. Jh. v. Chr. Anders als in anderen Regionen Italiens wurde das Getreide aber hier kontinuierlich bis heute angebaut. Die besonderen klimatischen Bedingungen und die hohe Lage tragen zu der lokalen harten Dinkelsorte bei, die 2010 als erstes Getreide in Europa das DOP-Siegel erhielt. Neben dem Dinkel produzieren die meisten Firmen auch viele Sorten Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Kichererbsen, Platterbsen oder Linsen.
Dinkelprodukte und Hülsenfrüchte aus biologischem Anbau
Azienda Agricola Cicchetti: www.farrocicchetti.it
Azienda Agricola Paoletti Giuliana: www.ilredelfarro.it
Dolci Giuseppina: www.farrodimonteleone.it
www.monteleonedispoletoeventi.it
www.lavalnerina.it
www.umbriatourism.it
www.enit.de
Monteleone di Spoleto gehört zu den Borghi più Belli d’Italia:
www.borghipiubelliditalia.it
Reisen in Umbrien organisiert die Agenzia Viaggi Stoppini
www.viaggistoppiniassisi.it
Agriturismo Casale Montebello
Der Agriturismus verfügt über fabelhafte Zimmer und einen Reitstall in bezaubernder Lage. Das exquisite eigene Restaurant lässt keine Wünsche offen. www.agriturismocasalemontebello.com
Azienda Agrituristica Colle del Capitano
Rustikale Anlage mit Hausmannkost und urigen Appartements und Zimmern inmitten der Natur. Direkt vor der Haustür wurde die antike Biga der Etrusker gefunden. www.colledelcapitano.com
Hotel Ristorante Brufa
In zentraler und ruhiger Lage bietet das traditionsreiche Hotel komfortable Zimmer. Im Restaurant speist man typische regionale Gerichte. www.hotelbrufa.it
Text & Bilder: Nicoletta De Rossi