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Monte Sant’Angelo: mystischer Ort im Herzen des Gargano

Im Vorgebirge des Gargano entdecken wir Monte Sant’Angelo: Die alte Pilgerstätte in Apulien fasziniert mit ihrem mystischen Flair nicht nur die Gläubigen.

Schon die Strecke von der Ebene aus Mattinata hinauf, um Monte Sant’Angelo zu erreichen, ist faszinierend. Die Serpentinenstraße führt steil nach oben ins Innere des apulischen Gargano, auf bis knapp 800 Meter Höhe und bietet viele Ausblicke auf die schöne Mittelmeerlandschaft dieser Ecke Apuliens. Beeindruckend ist auch die Strecke nach Monte Sant’Angelo durch die Foresta Umbra. Die dichte Bewaldung im Nationalpark Parco del Gargano bereitet den Reisenden durch ihre Stille bereits auf die mystische Stimmung vor, die an dem antiken Pilgermagnet herrscht. 

Im Namen Michaels

Aus der ganzen Welt pilgerten die Gläubigen in der Vergangenheit nach Monte Sant’Angelo: Einst kamen sie über die Via Francigena del Sud und wollten von hier weiter ins Heilige Land gelangen. So wurde der kleine Ort im Gargano zu einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas – einer echten Pilgermetropole. Noch heute ist der Kult um den Erzengel Michael stark in Monte Sant’Angelo. In der Altstadt, die ein wunderschönes Panorama auf den Golf von Manfredonia und die Ebene von Mattinata bietet, dreht sich alles um den heiligen Michael. Souvenirläden und Kunstläden, Märkte und Stände auf der Straße, aber auch Restaurants und Bars. Alles steht hier im Namen Michaels. Über dem Portal der ursprünglich langobardischen Wallfahrtskirche „Basilica Santuario San Michele Arcangelo“ thront die Statue des Erzengels. Der Heilige lädt ermahnend ein, die Kirche zu betreten. Wolken und Sonne wechseln heute schnell am Himmel und leuchten die Statue dramatisch aus. Trotz der Pilgerscharen herrscht im Inneren eine andächtige Stille. Die Atmosphäre ist hier überall ergreifend, aber vor allem in der Höhle, wo Michael nach der Tradition zwischen 490 und 493 n. Chr. dreimal erschien. Das ist ein Ort, den man – auch als Nichtgläubiger – besuchen sollte, denn er schenkt eine große innere Ruhe und Kraft. Wenn ich die Besucher um mich beobachte, kann ich mich nicht entscheiden, ob hier der Mythos oder der Glaube mehr das Sagen hat: Doch spielt das überhaupt eine Rolle, frage ich mich. Ich denke nicht, denn jeder ist von diesem Heiligtum zu tiefst fasziniert. Auch Kunst- und Geschichtsliebhaber werden von der Wallfahrtskirche des heiligen Michaels nicht enttäuscht. Viele langobardische Kunstwerke findet man in den Krypten aufbewahrt. Jetzt verstehe ich auch, warum dieses Heiligtum 2011 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen wurde.  

Wenn man wieder nach draußen kommt, kann man die touristische Kulisse rund um diesen Kult mit der gewonnenen Ruhe besser verkraften. Ich spüre sie jetzt nicht mehr so störend, sondern als eher pittoresker Teil der lokalen Tradition: Der Glaube ist hier immer noch sehr haptisch und lebt von physischen Symbolen.

Über Michael hinaus

Neben der Basilika beeindruckt der knapp 30 Meter hohe Glockenturm, der seit Ende des 13. Jh. über die Stadt wacht. Ich steige ein paar Treppen nach unten und stoße auf zwei alten Kirchen (San Pietro und Santa Maria Maggiore). Vor Kurzem restauriert, überraschen sie im Inneren mit ihren bunten Fresken, ihrer großartigen Architektur und der sogenannten Tomba di Rotari, einem beeindruckenden Baptisterium aus der Antike.

Draußen blendet das pure Weiß der Marmorplatten und der Hausfassaden durch die Sonne. Ich steige weitere Treppen nach unten, bis ich den Stadtteil Rione Juno entdecke. Malerische weiß verputzte Reihenhäuser aus den 16. und 17. Jahrhunderten blicken hier auf die darunter liegende Ebene, und ich genieße das großartige Panorama. Als Besucher fühlt man sich fast als Teil einer lebendigen Krippe. Ich steige die Treppen wieder hoch zur Burg „Castello Normanno“ und bestaune die mächtige Silhouette der ursprünglich langobardischen Verteidigungsanlage. Es gefällt mir, daran zu glauben, dass der Stupor Mundi, der Staufer Friedrich II., hier laut der Legende mit seiner letzten Gemahlin gewohnt haben soll.    

Tipps: In Monte Sant’Angelo sollte man die lokale Küche verkosten. Typisch für die Stadt des Erzengels sind die großen knusprigen Brotlaibe und die süßen „ostie chjene“, die überall angeboten bekommt. Der Nachtisch besteht aus zwei dünnen oval förmigen Oblaten, gefüllt mit gerösteten Mandeln, Honig, karamellisierten Zucker und Zimt.

Informationen: www.santuariosanmichele.it und Enit  

Text und Bilder: Nicoletta De Rossi

 

    

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