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Mit dem Hausboot durch die Lagunen an der Adria

Mit dem Hausboot durch die Lagunen von Caorle, Marano und Grado an der Adria – in den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien – zu schippern, ist wie Camping auf dem Wasser und eine Möglichkeit, Italien von einer anderen Seite kennenzulernen.

Wir sind zum ersten Mal mit dem Hausboot unterwegs und haben uns dafür das Lagunengebiet im nördlichen Zipfel der Adria ausgesucht. Die Lagune fordert absolute Aufmerksamkeit und durchaus etwas Geschick, merken wir relativ schnell. Für das, was diese einzigartige Wasserlandschaft an Konzentration beim Navigieren einfordert, entschädigt sie im Gegenzug mit faszinierenden Eindrücken zu Wasser und zu Land. „Da vorne an der Boje müsst ihr ganz nah an den Holzpfählen rechterhand bleiben, sonst sitzt ihr auf der Sandbank auf“, ruft der Fischer, der in seinem flachen Motorboot extra gewendet hat, um uns sicher an einer Untiefe vorbei zu lotsen.
Die dicken Holzpfähle, die in der Lagune die Fahrrinne für die Boote kennzeichnen, erinnern uns an planlos ins Wasser gesteckte Riesenspargel. Die Möwen nutzen die Pfähle als Luxussitz mit Rundumsicht. Beobachten uns und blicken auf die flachen Inseln rechts und links der Fahrrinne. Auf den größeren entdecken wir die typischen Fischerhäuser der Lagune, die Casoni.

Auf Entdeckungsreise in die Lagunen
Ausgangspunkt unserer Hausboottour ist die Basis von le Boat in Precenicco in der Provinz Udine, einem kleinen Örtchen am Ufer des Flusses Stella. „Das Wichtigste beim Hausbootfahren ist, Ruhe bewahren und alles entspannt angehen“, gibt uns Ivan Gregorig mit auf den Weg. Er leitet die Basis und kennt sich aus mit Hausbooten. In einer Einführungsrunde zeigt er uns wie das Ab- und Anlegen funktioniert, wie wir das Boot drehen können und erklärt uns, dass Boote keine Bremse haben, sondern per Rückwärtsgang zum Stillstand gebracht werden. Wobei Stillstand auf dem Wasser relativ ist. Irgendwo ist immer Strömung, immer Wind, sind immer Wellen. Erst wenn das Hausboot mit den Tauen am Anleger festgebunden ist, bleibt es wirklich dort, wo es soll. „Vor allem wenn ihr in einem Hafen in der Lagune anlegt, dürft ihr die Taue nicht zu straff ziehen. Das Boot muss mit Ebbe und Flut steigen und sinken können“, erklärt Ivan weiter. Dann geht es endlich los.

Hausboottour zwischen Grado und Caorle
Der Stella mäandert sich in Richtung Lagune. Rechts und links am Ufer reicht der Bewuchs bis ins Wasser. Eine Schwanenfamilie ist mit ihrem federbuschigen Nachwuchs unterwegs. Der Fischreiher wartet auf Beute. Irgendwann öffnet sich die begrenzte Sicht auf die Flussufer der Weite der Lagune. In der vorgeschriebenen Fahrrinne führt die Fahrt durch die einzigartige Lagunenlandschaft, bis schließlich am Horizont die Silhouette von Grado auftaucht. „Grado war eine Insel und wurde erst in den 30er Jahren mit einem Damm mit dem Festland verbunden“, erzählt Andrea Bigot, dem der Privathafen Porto San Vito gehört. Damit wir uns besser vorstellen können, wie Grado einmal ausgesehen hat, geht er mit uns spontan zu Roberto in die Weinbar „Al Cogolo“. Roberto sammelt alte Fotos und Bildbände über die Stadt.
Neben Grado legen wir noch in folgenden Städten an oder besuchen sie mit dem Rad – ein Fahrrad an Bord ist für die Landausflüge ein Muss – Aquileia, Concordia Sagittaria, Portoguaro und Caorle. In Caorle genießen wir die Abendstunden bei einem Fischessen und mit Blick auf die Kirche Madonna dell’Angelo, welche die Abendsonne in Pastellfarben getaucht hat. In Aquileia und Concordia Sagittaria besichtigen wir die prächtigen Bodenmosaike, die dort aus frühchristlichen Kirchen erhalten geblieben sind und lassen uns im Altamarea in Concordia Sagittaria wieder mit Fisch bekochen.
Was uns hier gefällt, ist die Tradition der Valli: Eine durch Dämme und Kanäle abgegrenzte Wasserwelt, deren Wasserpegel durch Schleusen geregelt wird und in denen die Gezeiten und spezielle Gitter und Netze für den Fischfang genutzt werden.

TIPP
Ach der Fisch, den sollte man sich auf einer Hausboottour in der Lagune wirklich nicht entgehen lassen! Im Ai Fiuri de Tapo, das Andrea auf der Fischerinsel Anfora in einem sogenannte Valle da Pesca betreibt, gibt es das rustikale Kontrastprogramm zu den fein eingedeckten Tischen der vorherigen Tage: Der Strom kommt aus dem Generator, gegessen wird an blanken Holztischen. www.fiuridetapo.it

Informationen: Le Boat bietet Boote in vier Komfortklassen, die ohne Bootsführerschein gesteuert werden können. Sie sind mit separaten Schlafkabinen, Duschen mit fließend Warm- und Kaltwasser sowie Küchen ausgestattet.
Preise für ein Hausboot für 6 Personen (drei Kabinen), pro Woche: Hausboot Standard ab  1.365 €, Comfort ab 1.420 €, Premier ab 1.680 €.
Jeweils zuzüglich Betriebskosten pro Fahrstunde, die in Italien mit 10-12,50 € berechnet wird, sowie Liegegebühren in den Häfen, einer optionalen Haftungsbeschränkung für Schadensfälle und einer bootstypabhängigen Kaution, die wenn das Boot wieder unbeschädigt zurückgegeben wird, erstattet wird. www.leboat.de

In Caorle: Ristorante da Bepi
In direkter Strandlage mit großer Frischfischauswahl. Typische Gerichte sind die Moscardini di Caorle, gedünstete Moschuskraken oder die Sarde in Saor, Sardinen mit Zwiebeln und Essig. www.sarahotel.it/ristorante/

In Concordia Sagittaria: Altamarea
Sympathische Enoteca mit exzellenter Küche: Man sollte auf jeden Fall die Brondua probieren. www.altamareabistrot.it

In Grado: Al Cogolo
Inhaber Roberto serviert kleine Snacks und schenkt Wein aus. Die Weinbar ist in einem verwinkelten Gässchen in der Altstadt zu finden. Calle Porta Piccola 8.

Text und Bilder: Maren Recken

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