Am Rande der kleinen Stadt Miglionico in der Basilikata erhebt sich auf dem Gipfel eines sanften Hügels die mächtige Burg mit dem ungewöhnlichen Namen „Castello del Malconsiglio“. Im 11. Jh. unter den Normannen erbaut, besitzt sie eine Wehrmauer, von der aus man einen schönen Blick auf die ganze Region hat. Miglionico ist wegen der Verschwörung der Barone in die Geschichte eingegangen, daher auch der Name der Burg „del Malconsiglio“ (des schlechten Rates). Im Hauptsaal des mächtigen Gebäudes sieht man heute eine Inszenierung der Geschehnisse von 1485, als die Barone aus ganz Süditalien hier Friedrich von Aragon, dem König von Neapel, begegneten. An einem langen weißen gedeckten Tisch sitzen komplett in Weiß gehaltene Figuren, welche die Barone, den König und seinen Sohn Alfons II. repräsentieren. Die tragische Verschwörung endete in einem Blutbad mit der Ermordung aller Barone.
Wie aus alten Zeiten
In der Altstadt scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Lokale mit alten Vorhängen, gepflegte Straßenpflaster und verblichene Schilder geben den kleinen Gassen und Plätzen einen charmanten, fast morbiden Flair. Abends ist die Basilika Santa Maria Maggiore aus dem 14. Jh. wunderschön beleuchtet. Hier werden zwei Schätze aufbewahrt: ein erstaunlich schönes Polyptychon von 1499 von Cima di Conegliano aus 18 Tafeln und ein beeindruckendes geschnitztes Kruzifix aus Holz, das Frà Umile da Pietralia 1629 sehr realistisch mit rotem Pech als Blut bemalte. In Miglionico erzählt man sich, dass genau vor diesem Kruzifix der US-amerikanische Darsteller und Regisseur Mel Gibson Inspiration für seinen meisterhaften Kolossalfilm „Die Passion Christi“, die in nahen Matera gedreht wurde, bekam.
Traditionelle Leckerbissen
Zu den Spezialitäten der kleinen Stadt zählen trockene Feigen mit Mandeln, denen im September ein kulinarisches Volksfest gewidmet ist: Feinkostläden, aber auch Eisdiele und Konditoreien, bieten leckere Kreationen mit diesen Früchten.
Außerhalb der antiken Mauern lädt die Bäckerei Centonze mit ihrem Brot zum Einkaufen ein. Hier ist ein zwölf Quadratmeter großer Holzofen seit 1969 ununterbrochen im Einsatz. Signor Antonio erklärt und zeigt den Unterschied zwischen den großen lokalen Laiben und dem typischen Brot aus Matera – dem sogenannten cornetto: In der Höhlenstadt hatte man weniger Platz für den Ofen, und so musste die Form des Brotes in die Höhe wachsen. Für das Feuer verwendet man in der traditionsreichen Bäckerei ausschließlich Oliven- und Eichenholz, die auch für eine spezielle Sorte taralli gewürzt mit Olivenöl in der Region bekannt ist.
Informationen: Comune di Miglionico www.miglionico.gov.it
Castello del Malconsiglio www.castellodelmalconsiglio.it
Über die Region Basilikata: www.basilicataturistica.it und www.enit.de
Bar Pasticceria Gelateria Tritto
Mandelgebäck und exklusives Eis, wie das cottino aus getrockneten Feigen und Mandeln. Via P. Sivilia 61,Tel.0835/559941
L’angolo ittico
Streetfood aus frittiertem Fisch. Via Roma 4, Tel.320/6013013
L’evoluzione della brace
Metzgerei mit typischem fornello, wo man auch Lamm, Pferd- und Zicklein essen kann. Via Don Minzoni 5, Tel. 0835/559686
Residenza La Niviera
In der raffinierten B&B mit eleganten Zimmern im Palazzo von 1618 sind noch die alten Erdgruben zur Lagerung des Schnees zu sehen.
www.laniviera.it
La Dispensa del Barone
Spezialitäten aus getrockneten Feigen. Via Pietro Sivilia 10, Tel.388/9395331
Panificio Centonze
Die Bäckerei gehört zur Vereinigung Associazione Lievito Madre, die das Brot als Symbol für den Frieden und die Hoffnung hat.
Via Papa Giovanni XXII 16, Tel.340/9011475
Ferula Viaggi
Führungen, auch in deutscher Sprache, in der Region rund um Matera www.ferulaviaggi.it
Text & Bilder: Nicoletta De Rossi