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Historische Bahnreisen in Italien: von Mailand nach Paratico-Sarnico

Historische Bahnreisen bietet die Fondazione FS Italiane ihren Gästen zum Entspannen und Genießen an, demnächst auch zwischen Mailand und Paratico-Sarnico am Iseo-See. In einem historischen Zug konnten wir das schon einmal vorab erleben – ein wunderschönes Erlebnis nicht nur für Nostalgiker und Eisenbahnliebhaber, denn auf so einer historischen Bahnreise erliegt jeder wieder dem Reiz der Langsamkeit.

Hauptbahnhof Milano Centrale am 20. November 2021: Am Gleis wartet bereits ungeduldig der von Dampfwolken umhüllte historische Zug. Einige Passagiere steigen in den Zug ein und verschwinden plötzlich hinter den Dampfschwaden. Ich fühle mich in die Vergangenheit zurückversetzt und muss an die schwarz-weißen Filme meiner Kindheit denken. Die Dampflokomotive pfeift und spukt Rauch und Dampf nach oben, der sich in der Luft des Mailänder Hauptbahnhofs auflöst. Auch unsere Gruppe steigt ein. Ich sehe andere Bahnreisende am Gleis, die neugierig das ungewöhnliche Spektakel fotografieren und filmen. Der letzte Pfiff erfolgt pünktlich um 7:50 Uhr. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung und verlässt den riesigen Bahnhof laut tuckernd Richtung Peripherie der lombardischen Metropole.

Romantische Erinnerungen

Die Wagons dieses historischen Zuges kommen mir bekannt vor, denn als Kind bin ich bereits mit so einem Zug gefahren. Tatsächlich handelt es sich hier um Carrozze (Wagons) Corbellini, die zwischen 1948 und 1963 gebaut und bis in die 1980er Jahren verwendet wurden. Die Sitzplätze aus glänzendem hellem Holz sind nicht besonders bequem, aber besitzen den unwiderstehlichen Charme der alten Zeiten. Romantik pur erzeugen aber auch die Gardinen aus Damaststoff mit dem gestickten Logo FS (FS steht für Ferrovie dello Stato Italiano, d.h. die italienische Bahn) an den Fenstern, die man auch herunterziehen kann. Schön ist es auch, dass man die Fenster öffnen und die frische Luft im Gesicht genießen kann. Es besteht dabei keine Gefahr, denn der Zug schnauft weiter sehr langsam voran. Rauchwolken kommen herein, und wir schließen dann doch schnell das Fenster. Die Heizung in den Wagen wird durch die Dampflok aus den 1910er Jahren gewährleistet.

Bahnreisen als Erlebnis: Die Fondazione FS Ferrovie dello Stato Italiane (Stiftung der Italienischen Staatseisenbahnen) verwaltet 400 historische Züge. Dazu kommen Bahnmuseen und einige einst aufgelassene Bahnstrecken, die wegen des Projektes „Itinerari in treno storico“ (historische Bahnreisen) kürzlich wieder in Betrieb genommen wurden. Im Rahmen des Konzeptes „Slow-Tourismus“ hat sich die Stiftung vorgenommen, touristische Routen mit historischen Zügen aus Dampf-, Diesel- und E-Lokomotiven anzubieten. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Ministerium für Tourismus und den Partnern Gambero Rosso und AlbaTravel Group werden demnächst Pakete für historische Zugreisen angeboten, welche exklusive Dienstleistungen beinhalten – wie Zugbegleitung, gastronomische Verkostungen, Transfers und Führungen. Passionierte Reisende werden aber auch nur die Fahrkarte kaufen können.   

Zurück in die Vergangenheit

Draußen zieht die Landschaft vorbei. Der Zug fährt auf einer vor Jahren aufgelassenen Bahnstrecke, die für das Projekt „Itinerari in treno storico“ wieder instandgesetzt wurden. Wir werden durch den Zug geführt. Neben ähnlichen Wagons wie unserem entdecken wir auch einen Warenwagon, wo die Post gesammelt wurde. Einige Ausstattungsgegenstände erweisen sich hier perfekt für den Transport von Fahrrädern. Ganz vorne am Kopf des Zuges kann man den Rauch der Dampflok deutlich sehen. Die Abteilungen mit hölzernen Sitzen waren für 70-90 Gäste der zweiten und dritten Klasse gedacht. In diesem Zug gibt es aber auch den alten, noblen, von der FS komplett restaurierten Wagen mit Namen „Grillo“ aus dem Jahre 1907 mit einem eleganten großen Salon. In Bergamo hält unser Zug kurz, denn das Personal muss Kohle bunkern. Weiter geht es vorbei an Flüssen und kleinen Hügeln der Lombardei: Ich genieße das für uns langsame Fahren durch die Landschaft.  

Ankunft am Iseo-See

Nach drei Stunden Fahrt erreichen wir den Bahnhof von Paratico-Sarnico am Südufer des Iseo-Sees. Die Sonne scheint, und der Blick auf den See ist einfach atemberaubend. Paratico gehört zum bekannten Weinanbaugebiet Franciacorta in der Lombardei und war schon immer Endpunkt der Bahnstrecke Palazzolo–Paratico. Bis kurz vor das Jahr 2000 wurde hier sogar eine Eisenbahnfährverbindung betrieben, deren Spuren heute noch am Lungolago zu sehen sind. Ein Aperitif mit lokalen Spezialitäten und eine Verkostung regionaler Weine zusammen mit einer Bootsrundfahrt sind für uns geplant: Wir genießen diesen Tag am See, freuen uns aber auch schon auf die Rückfahrt nach Mailand, denn das Ziel dieser historischen Bahnreisen ist die Fahrt.

Tipp: Einen Überblick wie der Bahnhof von Paratico-Sarnico in der Vergangenheit aussah verschafft man sich im kleinen Ausstellungsraum am Gleis, wo wir eine wunderschöne Modelleisenbahn bewundern.

Informationen:

Fondazione FS Italiane: www.fondazionefs.it

ENIT Deutschland: www.enit.de

Die historische Fahrt von Mailand nach Paratico-Sarnico – Fam Trip „Auf der Via der Franciacorta“ – und zurück wurde von Fondazione FS Italiane, zusammen mit dem Ministerium für Tourismus und ENIT Deutschland, organisiert. Der Vorsitzende der Fondazione FS Italiane, Ing. Luigi Cantamessa, erklärte persönlich das Projekt sowohl während der Fahrt als auch in Paratico.

Über die Region Lombardei: www.in-lombardia.it

Übernachten und Einkehren

STARHOTELS ANDERSON: Am Bahnhofplatz in Mailand gelegen, ist das moderne und schicke Hotel ideal für Bahnreisen mit Start und Ankunft in Mailand.  

OGR Franciacorta Bistrot: Wineshop und Bistrot in einem alten Bahndepot in Paratico.

Bohem La Stazione: Café mit Blumenladen und Konditorei im alten Bahnhof von Paratico.

Text und Bilder: Nicoletta De Rossi

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