Auf bunte Zettel geschrieben, eingerollt und in kleine Glasfläschchen gesteckt, baumeln die Wünsche am Wunschbaum des 4-Sterne-Superior Seehof Nature Retreat. Welche davon in Erfüllung gingen, bleibt das Geheimnis derer, die sich von ganzem Herzen etwas gewünscht haben. Kein Geheimnis ist es, dass sich für das Hotelierspaar Tamaris und Andreas Auer mit seinem Cocooning Place auf dem Hochplateau von Natz-Schabs im Südtiroler Eisacktal einen ganz persönlichen Wunsch erfüllt: „Es ist ein Ort, an dem man so sein kann, wie man ist und sich nichts beweisen muss. Eine Urlaubsoase für die Gäste, die so gestaltet ist, wie wir selbst gerne Urlaub machen“, beschreibt Tamaris, was die Seele des Familienhotels ausmacht. „Die Auers müssen ganz besondere Urlaube verbringen“, denke ich, während ich mit Tamaris gemeinsam auf der Hotelterrasse sitze und bei einem abendlichen Aperitif auf den Natursee blicke, in dessen Wasseroberfläche sich die noch schneebedeckten Gipfel der umgebenden Berge spiegeln.
Ein naturverbundenes Wellnesshotel
Der Natursee ist das Herzstück des Hotels, um das sich das Hauptgebäude mit den Zimmern und Suiten, dem Restaurant und der Bibliothek, das La PrimaVera Spa mit römischem Dampfbad, den beiden Panorama-Saunen und dem Outdoor-Infinitypool sowie die intim anmutenden Rückzugsoasen auf Holzdecks in einer Gartenanlage gruppieren, in der Feng-Shui erfunden worden zu sein scheint. „Angefangen hat alles Mitte der 60er Jahre mit drei Gästezimmern und fünf Kühen“, berichtet Tamaris von den ersten Gehversuchen der Schwiegereltern im Tourismus. Bereits in den 50er Jahren hatte der Großvater des heutigen Hoteliers, seines Zeichens Landwirt auf dem Flötscherhof, den Natursee als Wasserreservoir angelegt. „Mit dem Wasser kam die Wende auf das oberhalb von Brixen gelegene Hochplateau“, bewertet Tamaris diese Tat des Schwiegeropas rückblickend. In Folge entstand dort nicht nur das nördlichste Apfelanbaugebiet Südtirols, rund um die Dörfer Schabs, Natz, Raas, Viums und Aicha, sondern auch das Seehof Nature Retreat. Dass sich aus der ehemaligen Hofstelle ein mehrfach ausgezeichnetes Wellnesshotel im Luxussegment entwickelt, war nicht abzusehen, als der Vater des heutigen Eigentümers den Seehof Mitte der 70er Jahre zu einer Sommerfrischepension der evangelischen Kirche erweiterte. Noch eine Generation weiter, nachdem die kirchlichen Gäste von deutschen Busreisegruppen abgelöst worden waren, haben Tamaris und Andreas Auer 2016 einen Cut gemacht: Die Zusammenarbeit mit den Busunternehmen wurde aufgekündigt, das Architektenduo Lukas Tungger und Stefan Rier des preisgekrönten Architektur- und Designstudios NOA in Bozen bekam den Auftrag, den Seehof umzugestalten. Neueröffnung 2017 als Seehof Natur Retreat.
Relaxen und genießen
Hier wurde aber nicht einfach nur umgebaut, hier wurde integriert und mit Feinsinn inszeniert. Was mein erster Eindruck beim Betreten des Seehof Nature Retreat war, bestätigt sich während des Aufenthalts dort immer wieder. So verläuft beispielsweise der Verbindungsgang vom Hotel zum Spa-Bereich teilweise in einem künstlich aufgeschütteten Hügel, der den zentralen See wie eine Bucht umfängt. Große Glasfronten lassen immer wieder den Blick nach draußen frei. Einmal angekommen, möchte ich einfach nur bleiben, relaxen und genießen. Warme Erdtöne dominieren innen wie außen. Puristisch moderner und gleichzeitig gemütlicher Retro-Chic mit klaren Linien, aus edlen Materialen. Naturholz, Leinen, weiteläufige Glasfronten und im Outdoor-Infinitypool großzügige graue Boden- und Wandfließen, die dem Wasser eine angenehm dunkle Färbung verleihen. Die Retro-Armaturen in Kupferoptik in den Zimmern und im Spa-Bereich sind eine Reminiszenz an besagten Großvater, der das Wasser und infolgedessen die Äpfel aufs Hochplateau brachte. Logisch, dass daher im Spa-Bereich immer ein Kistchen frische Äpfel steht, aus dem sich die Gäste ebenso bedienen können.
Ruhe und Entspannung in der Natur
Dass das Seehof Nature Retreat mittlerweile ein „adults only place“ ist, ist eine Post-Corona-Entscheidung. Das Ergebnis vieler Überlegungen während der virusbedingten Einschränkungen und Schließphasen, der sich die Auers wie alle Hotelbetreiber zu beugen hatten. „Vorher hatten wir nicht den Mut zu diesem Schritt“, erzählt Tamaris und berichtet, das neue Konzept, das auch keine Gäste-Haustiere zulässt, habe sich bewährt. Und wer der Hotelkatze, dabei zusieht, wie sie im Naturteich auf Beutezug nach kleinen Fischen ist und Tamaris lauscht, die erzählt, dass die beiden Kinder des Hoteliersehepaars als nächste Generation des Familienbetriebs bereits in den Startlöchern stünden, glaubt ihr sofort, dass diese jüngste Entscheidung nicht aus Kinder- oder Tierfeindlichkeit geboren wurde, sondern dem Wunsch geschuldet ist, den Gästen maximale Ruhe und Entspannung bieten zu wollen. In einer Erholungsoase, in der sich viele kleine Mosaiksteine zu einem sensiblen Gesamtangebot an die Gäste zusammenfügen. Dazu gehören die im ganzen Hotelbereich verteilten Rückzugsorte, wie lichtdurchflutete Ruheräume im Spa-Bereich oder über den Natursee gebaute Holzplattformen. Aber auch die Möglichkeit, direkt aus dem Spa, im Bademantel, zum Vital Lunch und zur Marende gehen oder die Selbstverständlichkeit, mit der das Restaurantpersonal während der Mahlzeiten nicht komplett geleerte Wasser- und Weinflaschen den Zimmern zugeordnet für das nächste Essen beiseitestellt.
Was ich auf einen der in die Glasflaschen gerollten Wunschzettel schreiben werde, weiß ich bereits, als ich nach der ersten Nacht morgens mit Vogelgezwitscher aufwache und auf die Berge hinter dem Natursee blicke, über denen sich der Morgendunst langsam zurückzieht: An diesem Cocoonig Place möchte ich noch einmal ein paar Tage Auszeit verbringen.
Informationen: www.seehof.it
Informationen zum kulinarischen Angebot des Hotels
Inklusivleistungen bei der Übernachtung: Nutzung des PrimaVera Spa-Bereichs & Fitnessraum, Brixen Card, Gästekarte zur kostenlosen Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Plose Seilbahnen sowie kostenfreier Eintritt in zahlreichen Südtiroler Museen.
Ausflugtipps in der Region
Direkt beim Hotel startet der Apfelweg Natz-Schabs. Knapp 8 Kilometer Rundwanderung mit Infotafeln zum Apfelanbau durch Apfelplantagen, Föhrenwälder, Wiesen, Biotope und Kastanienhaine.
Stadtbummel in Brixen mit Besichtigung der Hofburg und des Doms.
Franzensfeste, als Talsperre 1833 – 1838 unter Kaiser Franz I. erbaute Festungsanlage mit Dauerausstellung zu Bunkern in Südtirol und Info-Ausstellung zum Bau des Brenner-Basistunnels.
Text: Maren Recken – Bilder: Maren Recken und Seehof Nature Retreat
