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„Christine von Schweden“ von Dario Fo

Der Titel „Christine von Schweden-Eine Hosenrolle für die Königin“ des letzten Romans von Nobelpreisträger Dario Fo lässt sofort eine merkwürdige Geschichte ahnen: Das Buch ist eine Hommage an das ungewöhnliche Leben der selbstbewussten und rebellischen schwedischen Königin Christina – mit Witz und Scharfsinn geschrieben.

Durch den Titel gerät man fast in die Versuchung zu denken, dass es sich bei „Christine von Schweden“ um eine Biografie handelt, aber das täuscht. Der italienische Dramatiker, Regisseur und Nobelpreisträger für Literatur Dario Fo hat als sein letztes Werk einen spannenden Roman mit viel Scharfsinn und gleichzeitig Raffinesse geschrieben. Das Leben dieser „unmöglichen“ Königin soll Fo sehr gefallen haben: Die Tochter des schwedischen Königs Gustav II. Adolf und dessen Nachfolgerin auf dem Thron von 1632 bis 1654 ist eine rebellische Frau. Sie kämpft für die Emanzipation, Integrität und Selbstständigkeit der Frau und gegen die Konventionen – zum Beispiel gegen den schwedischen Reichsrat: Meisterhaft präsentiert Fo Christinas Kampf in dem Kapitel „Meine Herren, ich habe nicht die Absicht, mich zu verheiraten.“ All das hat den italienischen Dramatiker sicherlich an seine geliebte Frau Franca Rame erinnert, die als Theatermacherin immer wieder Frauenthemen in ihren Werken aufgriff. Christina liebt sowohl Frauen als auch Männer, trägt am liebsten Männerhosen mit Stiefeln und legt auf die Etiketten kaum Wert. Dario Fo malt sie als aufgeschlossenen, neugierigen und wissensdurstigen Geist aus, der sie auch tatsächlich war. Kein Wunder, dass sie ständig den Austausch mit den Intellektuellen ihrer Zeit, wie Pascal, Molière oder Descartes, sucht. Nach ihrer Abdankung im Jahre 1654 wird sie in Rom zur Mäzenin und in der Ewigen Stadt fördert Kunst und Wissenschaft. Auch dieser Aspekt von Christinas Leben kam Dario Fo sicherlich vertraut und sympathisch vor, da er selbst zu den Förderern der Mailänder Künstlerszene gehörte.

Für diesen Roman ließ sich Fo zweifelsohne von der wahren Biografie der schwedischen Königin inspirieren, aber er interpretierte sie mit einer fantasievollen Handlung ganz neu. So lässt er ab und zu Christina selbst als Ich-Erzählerin erscheinen – eine theatralisch gelungene Idee, welche die Königin bei ihren intimsten Gefühlen zeigt.
„Christine von Schweden“ ist amüsant und witzig geschrieben, und es macht überhaupt nichts aus, dass ihr Leben der wahren Geschichte nicht ganz treu ist: Dario Fo hat damit in seinem letzten Roman einen raffinierten und spannenden Unterhaltungsgrad erreicht, den jeder Leser zu schätzen weiß.

„Christina von Schweden – Eine Hosenrolle für die Königin“
Von Dario Fo – Hollitzer
ISBN 978-3-99012-422-2
www.hollitzer.at

Anlässlich des ersten Todestages von Nobelpreisträger Fo ist dieser Roman am 13. Oktober 2017 in der deutschen Version erschienen.  

Text: Nicoletta De Rossi

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