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Pythagoras oder A²+ B² = C²

Eine Grabrede zum 2.500sten Todestag (570-480 v. Chr.) des Philosophen und Mathematikers Pythagoras, der auch in Italien, in Crotone und Metaponto, lebte.

Wer kennt ihn nicht den berühmten Satz des Pythagoras, jedem Schulkind ist er vertraut: In einem rechtwinkeligen Dreieck ist das Quadrat über der Hypotenuse gleich der Summe der beiden Quadrate über den Katheten. Mehr ist aber den Meisten nicht bekannt. Zum Glück gibt es Altphilologen, Historiker und Archäologen. Folgt man ihren Forschungsergebnissen, so breitet sich vor uns die Biographie eines außergewöhnlichen Menschen aus. Auf Samos geboren, wissbegierig und hungrig nach geistigen Disziplinen zog der junge Pythagoras nach Ägypten, das damals als die Hochburg aller geistigen Wissenschaften galt. Am ägyptischen Hof von Amasis zeigte Pythagoras einen solchen Lerneifer, dass er schnell die ägyptische Sprache beherrschte. Dort lernte er die Kunst der Geometrie, von den Phöniziern die der Arithmetik, von den Chaldäern die der Astronomie und von den Juden die Kunst der Traumdeutung. Auf Samos zurückgekehrt fiel er in Ungnade und flüchtete nach Italien, wo er sich um 532 v. Chr. in der, im heutigen Kalabrien gelegenen, griechischen Hafenstadt Crotone niederließ.

Pythagoras in Italien: Crotone

In Crotone gründete er einen philosophischen Geheimbund, unter Aristokraten, mit strengen Beitrittsregeln. Ziel des Bundes waren Verschwiegenheit, Gütergemeinschaft, ein besonderer Freundschaftskult, tugendsames Verhalten, vegetarische Essensvorschriften ohne ausgewählte Tieropfer. Assoziationen mit dem Mithraskult und Mozarts Zauberflöte bieten sich an. Erfolgreich erwies er sich im Streit mit der nahen Stadt Sybaris. Pythagoras trat als brillanter Rhetoriker auf und forderte in seinen Predigen von den Zuhörern mehr Respekt vor den Gesetzen und der Religion, ernste Arbeitsfreude, größere Bescheidenheit und echte Hingabe zu moralischem Verhalten. Schnell breitete sich sein Ruhm aus. Seine Anhänger, die sich Phytagoreer nannten, strömten zu Tausenden aus Magna Grecia zusammen, um den in weiße Gewänder gekleideten und mit einem goldenen Kranz gekrönten tugendsamen Wunderprediger zu sehen und zu hören. Das schuf leider auch viele Neider und Gegner.

Die Flucht nach Metaponto

Als Kylon, der Tyrann von Crotone, dem Geheimbund beitreten wollte, wies ihn Phytagoras als charakterlich ungeeignet ab. Kylon fühlte sich beleidigt und sann auf Rache. Pythagoras musste erneut fliehen, diesmal nach Metaponto, in der heutigen Basilikata. Hier fand er nun für Jahrzehnte sein wahres Zuhause. Dort befasste er sich besonders mit mathematischen Studien und fand heraus, dass alles von Zahlen abhängt. Dies bewiesen ihm seine Forschungen über Geometrie, Astronomie, Arithmetik und Musik. Er beobachtete die Himmelskörper und mutmaßte schon, dass die Erde sich drehen könnte. Er entdeckte in der Musik auch den Wohlklang der zahlenabhängigen Intervalle Quarte, Quinte und Oktave. Auf diese Erkenntnis kam er, als er in Metaponto an einer Schmiede vorbei kam und die unterschiedlichen Hammerklänge vernahm. Es zeigte sich, dass der Klangunterschied von den Gewichten der Hämmer abhing. Zuhause befestigte er an einem Balken vier gleich lange Saiten, an die er verschiedene miteinander abgestimmte Gewichte hing. Beim Zupfen der Saiten erklangen dann die Intervalle. Ein andermal löschte er seinen Durst am Brunnen vor dem Apollotempel in Metaponto. Dieses Wasser verlieh ihm – so will es die Legende – die Gabe der Weissagung. Und sofort sagte er in drei Tagen ein Erdbeben voraus, was auch tatsächlich stattfand.

Zehn: die wichtigste Zahl

Pythagoras starb hochbetagt, wobei die Legenden über die Todesart Vieles im Unklaren lassen. Sie schwanken zwischen einem normalen Tot, einem Selbstmord oder einem Anschlag. Jedenfalls wandelten die Metapontiner sein Haus in einen Tempel der Göttin Ceres um und weihten seine Straße den Musen. Auch nach seinem Tod hielt sich sein Ruhm dank seiner enormen Anhängerschar, den Pythagoreern, noch einige Jahrhunderte. Dazu trugen auch Größen wie Platon, Aristoteles oder Herodot das Ihrige bei. Selbst in der Neuzeit beschäftigten sich der Humanist Johannes Reuchlin und die Astronomen Kopernikus und Kepler noch mit den Lehren des Pythagoras, rückten sie in die Nähe der Kabbala und akzeptierten vorsichtig seine Vermutung der Erdumdrehung. Um mit einem Zahlenbeispiel zu enden: Für Pythagoras war 10 die wichtigste Zahl denn die vier ersten Zahlen 1, 2, 3 und 4 ergeben zusammen die Zahl 10.

Text: Horst Schäfer – Schuchardt 

Aufmacher-Bild: Metaponto, copyright milla 74/123RF; andere Bilder: Crotone, Nicoletta De Rossi

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