Während unseres Aufenthalts in Rom im Jubiläumsjahr 2025 besuchten wir die Basilika Santa Maria Maggiore und unternahmen einen Abstecher zur Kirche S. Pietro in Vincoli, um den Moses von Michelangelo zu bewundern. Die Heiligen Pforten sind in den vier päpstlichen Basiliken Roms geöffnet: im Petersdom (im Vatikan), in der Laterankirche (San Giovanni in Laterano), in Santa Maria Maggiore und in Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura).
Die Basilika Santa Maria Maggiore: die Legende des Schnees
Vor der Basilika mit dem höchsten Glockenturm Roms (75 Meter) gab es am Vormittag unseres Besuchs eine lange Schlange. Wir waren enttäuscht und wollten zunächst auf einen Besuch verzichten. Doch wir merkten rasch, dass sich die Schlange ziemlich schnell bewegte und kontinuierlich Leute durch das Zelt mit der Sicherheitskontrolle in die Kirche hineintraten. Die Sonne schien hoch am Himmel, es war sehr warm, aber alle Wartenden waren geduldig: Nach knapp 15 Minuten gingen wir durch die Porta Santa (Heilige Pforte).
Laut der Tradition wurde die Kirche nach dem sogenannten „Schneewunder von Rom” gebaut: Die Madonna erschien Papst Liberius und forderte ihn auf, an der Stelle, an der am nächsten Morgen – es war der 5. August 358 – Schnee fallen würde, eine Marienkirche zu errichten. Ihr Inneres beeindruckt durch prachtvolle Mosaike und eine vergoldete Kassettendecke. Vor allem befindet sich in der Kirche die bedeutendste Marienikone der Stadt, die Salus Populi Romani. Die Basilika ist die einzige der großen frühchristlichen Basiliken Roms, die ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt hat. Der große Andrang war nicht nur auf das Jubiläumsjahr 2025, sondern auch auf den Wunsch von Papst Franziskus, hier begraben zu werden, zurückzuführen. Tatsächlich passiert jeder sein ganz schlichtes Grab, das nur durch den Namen „Franziskus” gekennzeichnet ist.
San Pietro in Vincoli und die Legende der Ketten des Petrus
In der Nähe der U-Bahn-Station „Cavour“ und nicht weit von der Basilika Santa Maria Maggiore entfernt, entdecken wir die Kirche San Pietro in Vincoli. Wir gelangen durch eine steile Treppe und unter einem Bogen zur Kirche, die ihren Namen besonderen Reliquien verdankt: den Ketten, mit denen der Apostel Petrus laut einer Legende gefesselt wurde. Weltweit bekannt ist die Kirche jedoch wegen des beeindruckenden Moses-Grabdenkmals von Michelangelo für Papst Julius II., das zwischen 1513 und 1515 entstand. Dem Künstler, der auch die Deckenmalereien in der Sixtinischen Kapelle schuf, gelang es, den Moment des Entsetzens bei Moses einzufangen. Moses ist äußerst realistisch und man erwartet beinahe, dass die Statue gleich aufspringt.
Warum sprichst du nicht? Michelangelo war so beeindruckt von der Lebendigkeit und Detailtreue seiner Moses-Statue, dass er ihr nach Fertigstellung der Skulptur angeblich zugerufen haben soll: „Warum sprichst du nicht?“ Er schlug sie mit dem Hammer. Tatsächlich hat die Statue einen Riss im Knie, der in der Anekdote als Grund für ihr Schweigen gesehen wird.
Informationen über das Jubiläumsjahr 2025: www.iubilaeum2025.va/de.html
Text und Bilder: Nicoletta De Rossi