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Matera: die Stadt der Sassi

Ein Spaziergang durch Matera, die Stadt der Sassi in der Basilikata, ist eine unheimliche Entdeckungsreise, die beeindruckende Erinnerungen und bewegende Gefühle hinterlässt.

In einer Lücke zwischen den rasch vorbeiziehenden, dunkeln Wolken blitzt mal immer wieder die Sonne durch und lässt die Höhlensiedlung von Matera in einer düsteren, fast schon unheimlichen Faszination erscheinen. Die Farben der in den Felsen gehauenen Häuser, die vorher gespenstig vorkamen, leuchten plötzlich blendend. Von oben aus gesehen erinnern der Sasso Caveoso und der Sasso Barisano tatsächlich an eine Landschaft aus der „Göttlichen Komödie“ Dantes: Ob die Hölle tatsächlich so aussieht?

Zwischen Höhlen, Schluchten und Höhlenkirchen  

Menschen und Tiere lebten hier bis in die 1950er Jahren zusammen dicht gedrängt. Es waren feuchte und dunkle Höhlen ohne Fenster, ohne Heizung und ohne fließendes Wasser. Ein wortwörtlich höllisches Leben führten die Bewohner damals in den Sassi di Matera, ein Leben, das von der italienischen Regierung als „nationale Schande“ bezeichnet wurde. Eigentlich hatten die Menschen dort Jahrhunderte, sogar Jahrtausende so gelebt. Bekannt wurden die Sassi aber erst durch den Roman „Christus kam nur bis Eboli“. Nach der Erscheinung von Levis Buch änderte sich alles in Matera: Es wurden den 15.000 Bewohnern, die noch in den Höhlen lebten, neue Wohnungen angeboten. Dann begann man mit den Sanierungs- und Renovierungsarbeiten. Seit 1993 gehören die Sassi zum UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit. Heute sieht man in den beiden Sassi-Vierteln bereits viele sehr schön renovierte Häuser, Läden, Lokalen und Hotels. Matera wurde 2019 sogar zur europäischen Kulturhauptstadt!

Die Sonne hat sich inzwischen durchgekämpft und scheint jetzt über der ganzen Stadt. Von der Via della Madonna delle Virtù im Sasso Caveoso hat man einen unglaublich schönen Blick auf die Gravina, eine tiefe, atemberaubende Schlucht, in welche die Stadt und die Hochebene der Murgia zu verschwinden scheinen. Wir setzen unseren Spaziergang der Panoramastraße entlang fort und besuchen die Höhlenkirchen Madonna delle Virtù und San Nicola dei Greci – die erste dreischiffig, die zweite zweischiffig. Geheimnisvoll und faszinierend, anziehend und doch beunruhigend wirken sie auf mich – genauso wie die ganzen Sassi. Im Wirrwarr von Straßen, Treppen und Höhlen kann man leicht die Orientierung verlieren, gut dass die Hauptpunkte immer schön ausgeschildert werden.

Auf den Straßen werden Miniaturen aus dem gleichen hellen Tuffstein verkauft, aus denen die Grotten bestehen. Der komplett renovierte Dom thront in der alten Civita über den Sassi in neuem prachtvollem Glanz. Nachts wird das Kleinod aus dem 13. Jahrhundert – ein wunderschönes Beispiel der apulischen Romanik – ausgestrahlt. Dann erscheint es als schützender Wegweiser über den Sassi, die irgendwie an eine wunderbare Krippe erinnern: Die Hölle verwandelt sich so ins Paradies.   

Tipps

Vor dem Besuch der Sassi lohnt sich die Casa Noha zu besuchen. Durch einen Film  bekommt man in diesem alten  historischen Gebäude beeindruckende Informationen über die Geschichte der Sassi. www.casanoha.it

Viele Filme wurden in Matera gedreht, unter den berühmtesten erwähnen wir „Il Vangelo secondo Matteo“ mit Drehbuch und Regie von Pier Paolo Pasolini (1964), „Cristo si è fermato a Eboli“ vom Regisseur Francesco Rosi (1979) und „The Passion oft he Christ“ von Mel Gibson (2004).

Informationen: www.basilicataturistica.com

Über Matera, Kulturhauptstadt Europas 2019 lesen Sie auch hier

Der Sasso Caveoso besteht fast vollständig aus Höhlenwohnungen, während im Sasso Barisano auch normale Häuser zu finden sind.

Höhlenkirchen Madonna delle Virtù und San Nicola dei Greci www.caveheritage.it

Eine Führung auf Deutsch kann man bei Dora Cappiello reservieren: www.ferulaviaggi.it

Übernachten

Residenza storica il Vicinato: Unter mit Fresken dekorierten Gewölben wohnt man in der großzügigen historischen Residenz in der Nähe vom Dom. Sowohl vom Saal mit Hängeboden und Balkon als auch von der Küchennische aus hat man bezaubernde Ausblicke auf die Altstadt. www.residenzastoricailvicinatomatera.it

Einkehren

Osteria Pico: In einer tiefen Tuffstein-Grotte auf drei Ebenen im Herzen der Sassi genießt man traditionelle Gerichte, wie die Pasta Cavatelli mit den heimischen Pilzen Cardoncelli, Wurst und Brotinneres oder die typischen fave e cicoria (ein Püree aus Saubohnen mit Zichorien). www.osteriapico.it

Tex und Bildert: Nicoletta De Rossi Bilder: Harald G. Koch

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