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Urlaub auf Sardinien im Sommer 2020?

Im Gespräch mit Timo Lutz: Der Journalist und Autor erzählt uns von seinem Sardinien und dem Sommer 2020 auf der italienischen Insel in Corona-Zeiten. Mit Pocast!

Das Corona-Virus hat zum Glück nur wenige Ecken Sardiniens erreicht, das deshalb wenige Infizierte zählt. Wie ist aktuell die Lage auf der Insel?

„Man kann sagen, dass Sardinien nur ein Corona-Nebenschauplatz war und ist, auch wenn es auch auf der Insel natürlich schlimme Szenen gab und vor allem in Sassari die Krankenhäuser kurzzeitig am Limit arbeiten mussten. Jetzt dürfen wir wieder vor die Haustür, vorher gab es sehr strenge Ausgangsbeschränkungen. Nur zum Einkaufen, für Arztbesuche, und zum Gassi gehen mit dem Hund durften wir das Haus verlassen. Abstand halten, Schutzmasken und in Läden Handschuhe sind weiterhin immer noch Pflicht.“

Podcast mit Timo Lutz zur aktuellen Lage auf Sardinien (13.05.2020)

Wie lebt man in Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens, die mit ihren knapp 155.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel ist?

„Seit dem 11. Mai dürften in den meisten Gemeinden der Insel wieder Geschäfte, Frisöre, Schönheitssalons öffnen, nur nicht in den großen Zentren Sassari und Cagliari mit Umland, wo die Wiedereröffnungen kurzfristig wieder zurückgenommen wurden. Hier in Cagliari halten sich die meisten an die Kontaktbeschränkungen. Es gibt kein Gedränge in Parks oder am Meer. Sardinien ist zwar riesig, aber kaum besiedelt, deswegen verläuft sich das Ganze hier sehr gut (mit Ausnahme der großen Städte eben)!“

Darf man zum Strand?

„An den Strand darf man im Moment nicht. Ausnahmen gibt es nur für „Sportliche Aktivitäten“- Schwimmen, Surfen, Angeln. Am Strand sonnen ist aber weiterhin verboten, damit sich keine Menschenansammlungen bilden: also Baden ja, Sonnen nein. Das zeigt die teilweise widersprüchlichen gesetzlichen Vorgaben: Es gibt kaum klare Linien oder einfache Regeln, zu jeder Vorgabe gibt es Ausnahmen…“

Sardinien lebt, wie viele andere Regionen in Italien, hauptsächlich vom Tourismus: Die Corona-Krise trifft die sardische Tourismus-Branche sicherlich hart.

„Wer im Tourismus arbeitet, kann es kaum erwarten, dass die Insel wieder geöffnet wird. Wahr ist aber auch, dass vor allem auf dem Land und in den Bergdörfern Sardiniens viele, die das Virus nur aus dem Fernsehen kennen, besonders viel Angst vor dem Unbekannten haben. Dort gab es nur einzelne Fälle, und zwar so wenige, dass man den Reproduktionsfaktor gar nicht berechnen kann. Ehrlicherweise muss man aber dazusagen, dass hier nur wenige Tests gemacht wurden. Für die Strände ist noch nicht klar, was passiert. Wahrscheinlich wird es Abstandsregeln für die Badebetriebe (Lidi) und Liegeschirmverleiher geben. Auf Sardinien gibt es sehr viele freie Strände – wie dort kontrolliert werden soll, ist noch überhaupt nicht klar. Es gibt ein paar kaum ausgereifte Ideen, aber noch keine klaren Konzepte. Deswegen sind Hoteliers und Bürgermeister sauer auf die Politik. Viele sind verzweifelt und wissen nicht, ob sie 2020 überhaupt öffnen werden. In Villasimius in Südost-Sardinien haben Gemeinde und Hotelbesitzer jetzt Geld gesammelt, um Massentestes durchzuführen und damit mit einer Covid-freien Destination werben zu können. Für den Sommer 2020 kam auch die Idee auf, Urlauber mit negativem Corona-Test einreisen zu lassen und auf der Insel noch einmal zu testen (Pflichtabstrich-Schnelltest) und eine Tracking-App verpflichtend auf dem Handy installieren zu lassen. Die Idee wurde auch von deutschsprachigen Medien aufgegriffen, doch es ist noch nicht klar, ob das so kommen wird. Deswegen: Erstmal abwarten, nicht an unausgereifte Ideen oder wirre Facebook-Posts glauben, noch ist nichts offiziell! Da Reisen im Juni für Deutsche ohnehin bis mindestens Mitte des Monats tabu ist, darf man ab Juli wieder an Sardinien denken. Bis dahin hat sich das Thema mit den strengen Ideen zur Einreiseregelung sicherlich auch in Luft aufgelöst.“

An den Sommer 2020 werden wir uns lange erinnern: Wie wird er auf Sardinien aussehen?

„Im Sommer 2020 wird es auf der Insel sicher nicht so voll werden wie in den letzten Jahren, was sicher auch sein Gutes hat. Ich denke, dass Urlaub gerade in den Nebensaison-Monaten, September und Oktober, sehr gut möglich sein wird. In diesem Jahr steht der kurzfristigen Urlaubsplanung nichts entgegen: Es wird kaum Hotels und Ferienregionen geben, die bis auf das letzte Bett ausgebucht sein werden. Viele Hotel- und Ferienhausbesitzer werden mit Sicherheit auch kurzfristige Buchungen anbieten. Sie werden auch flexible Umbuchungsoptionen wahrnehmen, um sich der Situation anzupassen. So oder so: Ein „normaler“ Sommer wird es sicher nicht werden. Viele lassen sich etwas einfallen: Ein paar Strandbars haben sich zum Beispiel schon mit APP zur Menü-und Tischreservierung zum Download für den Sommer gerüstet. Es wird ganz bestimmt Sommerferien auf Sardinien geben, „con regole e cautele“, also mit Regeln und Vorsichtsmaßnahmen, wie der italienische Premier Conte am Wochenende gesagt hat. Das gilt wohl aber nicht nur für Italien und Sardinien, sondern für uns alle, und überall auf der Welt.“

Informationen zu Timo Lutz hier

Informationen rund um Italien bei: ENIT

Interview: Nicoletta De Rossi Bilder: Timo Lutz

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