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Campane Marinelli: Glocken seit 26 Generationen

In der kleinen Region Molise befindet sich die älteste Glockengießerei Italiens: Bei Campane Marinelli werden Glocken seit Jahrhunderten gefertigt.

Glocken verschiedenster Größen heißen die Besucher bei der Pontificia Fonderia Campane Marinelli in Agnone, im Norden der Region Molise, willkommen. Die Geschwister Marinelli setzen heute noch die lange Tradition ihrer Familie fort: Die Herstellung von Glocken aus Bronze geht hier auf das Jahr 1040 zurück! Seit 26 Generationen arbeitet die Familie Marinelli in dieser kleinen Gemeinde in der Provinz Isernia auf 800 Meter Höhe. Die Luft ist frisch, als wir in Agnone ankommen, obwohl die Sonne ungestört am Himmel scheint. Die Fonderia zu finden war nicht schwer, sie liegt im Herzen der Ortschaft, die wegen Marinellis Glocken seit Jahrhunderten weltweit bekannt ist. Die Glocken aus Agnone zieren die Kirchtürme nicht nur in Assisi oder Pompei, sondern beispielsweise auch in Thailand, Costa Rica oder Litauen.

Die weltweit älteste Industrie

Die Technik des Glockengusses hat sich in den Jahrhunderten nicht geändert, deswegen kann man bei der heutigen Glockenherstellung die gleichen Schritte wie im Mittelalter beobachten. „In einem normalen Jahr fertigen wir zwischen 30 und 50 Glocken, die wir in die ganze Welt exportieren,“ erzählt Pasquale Marinelli, der zusammen mit seinem Bruder Armando heute die traditionsreiche Firma führt. Nach einer Zwangspause wegen Corona hat die Glockenherstellung im Sommer wieder begonnen. Eine Reihe fertigter Glocken steht in dem enormen Arbeitsraum, wo der Guss stattfindet. Hier herrscht eine Atmosphäre wie aus alten Zeiten. Ob Herr Pasquale weiß, wie viele Glocken hier gefertigt wurden? Seine Aussage „Hoffentlich werde ich nie die Zeit haben, um unsere Glocken zu zählen“ sagt aber schon alles über seine Einstellung zur Arbeit und seine Leidenschaft für seine Firma.  Hier geht es um mehr als eine Beschäftigung, hier geht es um eine Mission.

Das Geheimnis der Glocken

Die Leidenschaft treibt auch Herrn Antonio Delli Quadri, der die Führungen im angeschlossenen Glockenmuseum (Museo Storico della Campana „Giovanni Paolo II“) hält. Der Glockengießer, der in seinen jungen Jahren auch in Deutschland arbeitete und seit 1954 bei Marinelli ist, führt uns durch das Museum, das mehr als 1500 Exponate zeigt. Wir bewundern eine Glocke aus dem Jahre 1339, die älteste aufbewahrte, bei Marinelli gefertigte Glocke überhaupt. Signor Antonio erzählt uns von der „anima“ (Seele) der Glocken und wie diese hergestellt werden, aber auch von den Glocken des Kölner Doms. Mit ihm lassen wir im Museum die wichtigsten Marinelli-Glocken Revue passieren. Seit seiner Eröffnung im Jahre 1997 ist das historische Glockenmuseum gut besucht. Antonio erzählt jetzt auf Deutsch weiter: Den spezifischen Wortschatz hat er sich in seinen Erinnerung gut eingeprägt. Am Ende des Besuchs begleitet er uns in die alte Glockengießerei, wo er spontan ein Glockenkonzert aus dem deutschen Musikrepertoire aufführt: Für uns spielt er die deutsche Nationalhymne und die Ode „An die Freude“.    

Die Familientradition wird bei Marinelli auch weiterleben: Das steht schon fest, denn die nächste Generation hat bereits in diesem Bereich Fuß gefasst. Ettore Marinelli, der Neffe von Pasquale, arbeitet er als Künstler und Bildhauer. Skulpturen von ihm schmücken nicht nur das Atelier der Gießerei, dessen Wände mit unzähligen Dekorationsmustern bedeckt sind, sondern auch verschiedene Ort auch außerhalb Italiens. Mitarbeiterin Stefania Forte setzt gerade die Inschrift für eine Glocke zusammen. Sie beschäftigt sich mit der Dekoration der Glocken: ein anspruchsvoller Job, der viel Fantasie, Geduld und Präzision fordert.

Informationen: Marinelli – Pontificia Fonderia di Campane  www.campanemarinelli.com

Übernachten

Borgotufi – Albergo Diffuso: In der kleinen Ortschaft Borgotufi übernachtet man in einem der alten, perfekt renovierten Häuser, die einst einen Ortsteil bildeten. Im modern eingerichteten Zentralgebäude, wo sich auch die Rezeption und das Wellnesscenter  befinden, speist man im eigenen Restaurant “Tartufo Bianco” lokale Gerichte und international inspirierte Küche. www.borgotufi.it

Text: Nicoletta De Rossi

Bilder: Harald G. Koch

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