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Bergamo – unglaubliche Stille statt quirliges Leben

Als Italienreisen noch eine Selbstverständlichkeit waren, besuchte unsere Autorin Maren Recken zu Recherchezwecken für ihre Reiseberichte häufig und sehr gerne Bella Italia. Zuletzt war sie im November 2019 in Bergamo. Ein Interview mit Fremdenführerin Chiara Gambirasio über die italienische Stadt, die heute noch ganz besonders unter dem Coronavirus leidet.

Von der Recherchereise nach Bergamo ist mir nicht nur die Erinnerung an die bezaubernde mittelalterliche Altstadt von Bergamo Alta, die durch mächtige Stadtmauern aus Zeiten der venezianischen Vorherrschaft umgebene Oberstadt Bergamos, geblieben. Mit der Fremdenführerin Chiara Gambirasio, die unsere Journalistengruppe damals durch die Stadt führte, habe ich neulich wieder gesprochen.

Chiara, es sind erschreckende Berichte, die in den letzten Wochen aus Bergamo kamen; wie geht es Dir, und wie lebt man gerade in Bergamo?

„Die Situation hier ist dramatisch. Mir und meiner Familie geht es, Gott sei Dank, gut, aber Bergamo ist verlassen. Der Frühling schenkt uns Sonne, Blumen und Blütenduft. Es herrscht eine unglaubliche Stille, die nur durch die Martinshörner der Krankenwagen unterbrochen wird. Die ganze Stadt leidet. Fast jeder hat einen Erkrankten im Bekanntenkreis, zu viele einen Toten. In Bergamo wird auch nicht, wie in anderen italienischen Städten, von den Balkonen gesungen. Bergamo weint.“

Was gibt es bezüglich des Tourismus zu berichten?

„Momentan ist es noch verboten, nach Draußen zu gehen, außer es handelt sich um notwendige Grundbedürfnisse. Alle die im Tourismusbereich arbeiten – also Hotels, Restaurants, Museen, Theater und so weiter und natürlich auch wir Fremdenführer – sind ohne Arbeit. Alle Reservierungen für dieses Jahr wurden storniert.“

Macht man sich momentan Gedanken, wie es mit dem Tourismus überhaupt weitergehen könnte?

„Bis heute habe ich mir persönlich über die Zukunft des Tourismus in Bergamo noch keine Gedanken gemacht. Der Ausnahmezustand ist hier momentan noch so lähmend groß. Deine Frage ist mir aber Anregung dies zu tun. Eines ist aber sicher: Wenn wir hier wieder öffnen, werden die, die rechtzeitig und gut geplant und investiert haben, im Vorteil sein.“

Ich wünsche Dir alles Gute und vor allem: Bleib gesund!

Informationen: Die Stadt hat ein Video veröffentlicht, in dem die verlassenen touristischen Attraktionen in Corona-Zeiten zu sehen sind: hier

Laut Tourismusanalysen gehört Italien zu den beliebtesten Reisezielen für Urlauber. Für Italien ist der Tourismus ein wichtiger Arbeitgeber und eine wichtige Einnahmequelle. Die italienische Bank Banca Italia schätzt die Einnahmen aus dem Tourismus in 13% des Bruttoinlandprodukts. Und 15% der Arbeitsplätze werden durch den Tourismus generiert. Durch das Coronavirus und die daraus erfolgte Abschottung reduzieren sich die Einnahmen aus dem Tourismus im ersten Halbjahr 2020 um 73% – Schätzungen des Nationalen Verbands für Handwerk und kleine und mittlere Unternehmen.

Text und Bilder: Maren Recken

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